Klassenraum 3 min
Im Klassenraum der Zukunft werden Lehrer ausgebildet, um Schüler für den Arbeitsmarkt der Zukunft vorzubereiten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Lehrerausbildung Lehrer ausbilden, Fachkräfte sichern: Einblick in "Klassenraum der Zukunft" in Halle

20. April 2024, 15:14 Uhr

Im "Klassenraum der Zukunft" soll die Begeisterung für Technik von Lehrkräften geweckt werden. Das Angebot von Dell und Intel in Halle bietet Einblicke in Robotik und Technik. Das Ziel: Schülerinnen und Schüler sollen fit für den Arbeitsmarkt der Zukunft gemacht werden.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Was einst in Erich Kästners Kinderbuchklassiker nachgespielt werden sollte, eine fiktive Unterrichtsreise durch die Welt, könnte durch Virtual Reality und neuartige Lernsoftware in jedem Klassenraum möglich sein. So können Schüler eine Nachrichtensendung aus der Antike vor einer Grünen Wand produzieren und erscheinen auf dem Bildschirm tatsächlich in einer Kulisse des alten Griechenlands.

Andere erkunden den menschlichen Körper mit einer Virtual Reality-Brille. Spielerisch lernen, Spaß haben am Wissen aneignen und Begeisterung für Technik und digitale Technologien wecken, das will das Team des "Klassenzimmers der Zukunft" in Halle erreichen.

Ein Schüler mit einer VR Brille, im HIntergrund ist ein animierter Mann zu sehen 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mitteldeutschland künftig wichtigste Halbleiterregion Europas

Dass das Konzept funktionieren kann, beweisen die Erfahrungen von Dell-Azubi Julian Obser. Er hatte keine technischen Vorkenntnisse. Die praktischen Erfahrungen bei der Entwicklung von technischen Netzwerken haben ihn überzeugt, erzählt er. Ähnlich ging es auch seiner Ausbilderin Susanne Richter.

Es ist richtig cool, wenn man zusammen einen Server aufsetzt. Wir haben so viele Bereiche in der Informatik, dass es immer neue Themen gibt, wo man sich selbst ausprobieren kann. Das macht einfach mega viel Spaß.

Susanne Richter Ausbilderin

Sie wollte ursprünglich Grafikdesign studieren. Da der Studienplatz vergeben war, sattelte sie auf Informatik und bildet heute Nachwuchskräfte aus. "Es ist richtig cool, wenn man zusammen einen Server aufsetzt. Wir haben so viele Bereiche in der Informatik, dass es immer neue Themen gibt, wo man sich selbst ausprobieren kann. Das macht einfach mega viel Spaß."

Azubi Julian Obser und Ausbilderin Susanne Richter lächeln sich an
Azubi Julian Obser und Ausbilderin Susanne Richter im "Klassenraum der Zukunft" Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Die Region Mitteldeutschland, die gerade durch Halbleiterriesen wie Intel, TSMC und Infineon künftig zur wichtigsten Halbleiterregion Europas heranwachsen wird, braucht Fachkräfte. Wenn junge Menschen rechtzeitig mit Elektrotechnik, Mechatronik, Robotik und Informatik in Berührung kommen und davon begeistert werden, kann das für ihre Berufswahl entscheidend sein – und damit auch für den Wirtschaftsstandort Mitteldeutschland. So die Idee.

Kognitionspsychologe: Schüler sollten Programmieren lernen

Prof. Markus Spitzer, Kognitionspsychologe mit dem Schwerpunkt Digitales Lernen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, warnt einerseits vor zu frühem Einsatz von digitalen Endgeräten im Kindesalter unter zehn Jahren. Danach sei es aber wichtig, die Technik zu nutzen und zu verstehen, sagt er.

Wir brauchen definitiv eine strukturierte Eingliederung von digitalen Endgeräten und ein Curriculum, wie Schüler programmieren lernen, weil es für unser Land ganz wichtig ist.

Prof. Markus Spitzer Kognitionspsychologe an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

"Wir brauchen definitiv eine strukturierte Eingliederung von digitalen Endgeräten und ein Curriculum, wie Schüler programmieren lernen, weil es für unser Land ganz wichtig ist." Dabei ist vor allem die Qualität der Lernsoftware entscheidend und die Verständlichkeit für Lehrer, die das neue Wissen ihren Schülern kompetent vermitteln sollen.

"Die Lehrer müssen keine Angst haben, dass sie von den digitalen Techniken und Entwicklungen abgelöst werden. Denn, wenn wir keine Lehrer haben, dann lernen die Schüler nicht mehr. Auch wenn die Schüler mit digitaler Lernsoftware lernen, brauchen sie Lehrer."

Lehrkräfte sind Zielgruppe im Klassenraum der Zukunft

Lehrer sind die Zielgruppe der Unternehmen im "Klassenraum der Zukunft". Sie haben eine wichtige Schlüsselfunktion. Sonja Pierer, Countrymanagerin für Intel Deutschland, erzählt, ihr Unternehmen wolle helfen, Lehrpläne für Lehrer zu entwickeln, um die Schüler für den Arbeitsmarkt der Zukunft vorzubereiten. "Wir wollen in die Ausbildung und die Innovation eines Wirtschaftsstandorts investieren."

Dabei setzt das Unternehmen auf Erfahrungen der vergangenen 30 Jahre. Um Lehrer nicht zu verschrecken, sondern zu gewinnen, gehen die Trainer im "Klassenraum der Zukunft" besonders sensibel mit ihren lernwilligen Lehrern um, sagt Steffen Peter, der bei Dell für die Ausbildung verantwortlich ist.

Wir haben nicht die Technik aufgebaut, die undenkbar ist im schulischen Bereich. Wir nutzen das, was vorhanden ist, was heute schon machbar ist, und wollen aber gleichzeitig inspirieren, was in Zukunft kommen kann.

Steffen Peter Ausbildungsleiter
Drei Männer stehen an einem 3D-Drucker
Im Klassenzimmer der Zukunft werden Lehrer unterrichtet. Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

"Wir haben nicht die Technik aufgebaut, die undenkbar ist im schulischen Bereich. Wir nutzen das, was vorhanden ist, was heute schon machbar ist, und wollen aber gleichzeitig inspirieren, was in Zukunft kommen kann." Das Angebot kommt an und wird bereits jetzt genutzt. Bewerben können sich auch Schulen außerhalb von Sachsen-Anhalt. Pro Woche werden ein bis zwei Lehrergruppen für einen Tag im "Klassenraum der Zukunft" unterrichtet.

Mehr zu Intel

MDR (Sebastian Mantei, Hanna Kerwin)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. April 2024 | 19:00 Uhr

5 Kommentare

pwsksk vor 1 Wochen

Stimmt @Daniel. In der DDR konnte man als Maschinenbauer noch Maschinen bauen usw. usw.
Ging zumindest mir so.
Ich habe vor schon 10 Jahren auf der Arbeit Dual-Studenten der Uni Magdeburg kennen gelernt, die ein fahrbereites E-Auto als Praktikumsarbeit bauen mussten. Ist auch heute noch so.
Und in der Volksstimme war vor einer Woche ein Bericht (mit Bild) , dass es doch tatsächlich geschafft wurde, einen kleinen Rennwagen zu bauen.
(So weit ich weiß, gibt's sogar schon die Formel E.)
Ich weiß auch gar nicht, was man heutzutage noch alles nochmal studieren (erfinden) kann. Chinesisch ist wichtig, finde ich.

DanielSBK vor 1 Wochen

Ich habe damals vor zig Jahren mit Kirschbaum PowerBasic noch in der 9. Klasse angefangen mit programmieren, später dann mit Borland Delphi unter Windows 95 - aber alles Hobby. Dann ging es in Richtung Funk / Amateurfunk bei mir.....
Fragen Sie heute mal Jugendliche, was ein "cls" oder "/cd" in DOS (!) ist.

Altlehrer vor 1 Wochen

Es gab schon vor 23 Jahren eine große Intelinitiative zur Qualifizierung von Lehrern in SachsenAnhalt. ( Lehren für die Zukunft ) Damals war natürlich Produktmarketing ein starkes Motiv. "Richtiges" Programmieren wurde von Intel damals nicht unterstützt. Es gab Mediator. Da haben wir dann im Informatikunterricht BASIC, Turbopascal, Delphi und Java usw, genutzt. Leider konnte man sich Sachsen-Anhalt nicht auf eine einheitliche Plattform für Schulen festlegen.

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