Wahllokal Windischholzhausen
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Überblick CDU und AfD dominieren in Kreistagen und Stadträten

27. Mai 2024, 18:50 Uhr

Bei der Kommunalwahl in Thüringen hat die AfD nicht den von politischen Gegnern und Beobachtern erwarteten Sieg errungen. Bei den Landratswahlen lag die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Partei nur in einem Landkreis auf Platz eins. Jedoch ist sie in den meisten Kreisen in der Stichwahl. Im Kreis Hildburghausen gelang es dem Neonazi Tommy Frenck vom "Bündnis Zukunft Hildburghausen" ebenfalls, in die Stichwahl zu kommen.

In Thüringen sind am Sonntag Landräte, Bürgermeister sowie Kreistage, Stadt - und Gemeinderäte gewählt worden. Zunächst wurden die Stimmen für Landrats- und Bürgermeisterwahlen ausgezählt. Danach folgten die Stimmen von Kreistagen und Gemeinderatswahlen. Auch am Montagnachmittag waren in einigen Städten und Kreisen noch nicht alle Stimmen ausgezählt.

AfD und CDU dominieren in Kreistagen und Stadträten

Bei den Wahlen der Stadträte der kreisfreien Städte und der Kreistage lieferten sich CDU und AfD ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach Auszählung von über 80 Prozent der rund 3.000 Stimmbezirke (Stand: Montagmittag) liegt die CDU insgesamt mit 27,5 Prozent knapp vorn. Die AfD kommt laut Zwischenergebnis auf 26,5 Prozent und legt damit im Vergleich zur Abstimmung vor fünf Jahren deutlich zu.

Freie Wählervereinigungen kommen auf gut 20 Prozent. Linke, SPD und Grüne erlitten Verluste. Sie stellen in Thüringen die Landesregierung. Die CDU liegt in elf Landkreisen und kreisfreien Städten vor allen anderen Parteien, die AfD in neun.

In Jena haben CDU (16,9 Prozent) und Linke (16,8 Prozent) nahezu die gleiche Anzahl an Stimmen erreicht, gefolgt von den Grünen (15,2 Prozent). Im Kreis Hildburghausen sind laut vorläufigem Ergebnis die Freien Wähler die stärkste Fraktion (24,6 Prozent), dicht gefolgt von der CDU (23,3 Prozent).

In Gera waren bis Montag, 17:15 Uhr, 94 von 114 Stimmbezirken ausgezählt. Hier liegt die AfD mit 35,3 Prozent deutlich vor allen anderen Parteien. Die CDU hat derzeit 16,3 Prozent der Stimmen, das Bündnis Gera liegt bei 15,8 Prozent.

In der Landeshauptstadt Erfurt liegt die CDU mit 24,7 Prozent etwa vier Prozentpunkte vor der AfD.

Erfolg für AfD bleibt aus

Für die AfD brachten die Wahlen der Landräte und Oberbürgermeister in den kreisfreien Städten und Landkreisen nicht den von ihr angestrebten Erfolg. In keiner der kreisfreien Städte ist sie in der Stichwahl. In neun Landkreisen erreichten ihre Kandidaten zwar die zweite Runde, allerdings gehen in fast allen Landkreisen Bewerber der CDU, SPD und Freien Wähler mit einem stärkerem Ergebnis in die Stichwahl.

Drei Amtsinhabern gelingt Wiederwahl im ersten Anlauf

In Weimar gelang Oberbürgermeister Peter Kleine (CDU/Weimarwerk) auf Anhieb die Wiederwahl. Laut vorläufigem Endergebnis bekam er 72,7 Prozent der Stimmen. Die drei Wettbewerber lagen deutlich abgeschlagen dahinter.

Alter OB Peter Kleine mit seiner Frau Silke
Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine mit seiner Frau Silke Bildrechte: MDR/Conny Mauroner

Mit noch besserem Ergebnis gewann Oberbürgermeister André Knapp (CDU) in Suhl die Wahl: Er kam laut vorläufigem Endergebnis auf 82,1 Prozent der Stimmen und gewann damit klar gegen Steffen Hartwig von der Partei Die Linke.

Im Kreis Schmalkalden-Meiningen gewann Peggy Greiser ebenfalls im ersten Wahlgang: Sie erhielt laut vorläufigem Endergebnis 52,5 Prozent der Stimmen und setzte sich damit gegen CDU-Kandidat Ralf Liebaug durch.

Peggy Greiser feiert Wahlsieg
Peggy Greiser (2.v.r.) feiert ihren Wahlsieg Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Stichwahlen in den meisten Landkreisen nötig

Bei den Landrats- und Oberbürgermeisterwahlen erreichte in den meisten Fällen kein Bewerber die nötige absolute Mehrheit, weshalb es in zwei Wochen zeitgleich mit der Europawahl zur Stichwahl zwischen den jeweils zwei stärksten Bewerbern kommt. Mit Peggy Greiser im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wurde nur einer der 13 zur Wahl stehenden Landratsposten bereits am Sonntag entschieden. In acht Kreisen lagen die AfD-Bewerber laut vorläufigem End- beziehungsweise Zwischenergebnis an zweiter Stelle, weshalb es auch dort zu Stichwahlen kommt.

Im Landkreis Weimarer Land verfehlte Landrätin Christiane Schmidt-Rose von der CDU knapp den Sieg in der ersten Runde. Sie erzielte zwar laut vorläufigem Endergebnis mit 49,8 Prozent Stimmenanteil klar das beste Ergebnis, verfehlte aber die absolute Mehrheit. Auf Platz zwei hinter ihr liegt Dirk Geyer von Kreisverband der Bürgerinitiativen im Weimarer Land. Beide werden in der Stichwahl gegeneinander antreten.

Im Unstrut-Hainich-Kreis muss Amtsinhaber Harald Zanker von der SPD voraussichtlich in die Stichwahl gegen Thomas Ahke (FWG-UH). Im Kreis Gotha muss Amtsinhaber Onno Eckart (SPD) voraussichtlich in die Stichwahl gegen AfD-Kandidat Stephan Steinbrück. Im Kyffhäuserkreis liegt SPD-Landrätin Antje Hochwind-Schneider laut vorläufigem Endergebnis vorn, verfehlt mit 45,7 Prozent aber die absolute Mehrheit. Sie muss in die Stichwahl mit dem Zweitplatzierten Andreas Hartung-Schettler von der AfD.

In Erfurt erhielt CDU-Kandidat Andreas Horn den größten Stimmenanteil. Oberbürgermeister Andreas Bausewein von der SPD liegt auf Platz zwei. Beide werden sich in der Stichwahl wiedersehen.

Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) schüttelt Herausforderer Andreas Horn (CDU) die Hand
Sehen sich in der Stichwahl am 9. Juni wieder: Andreas Bausewein (SPD, re.) und Andreas Horn (CDU) Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

AfD-Kandidat im Altenburger Land auf Platz eins

Im Altenburger Land hat der AfD-Kandidat Heiko Philipp die meisten Stimmen bekommen und kam laut vorläufigem Endergebnis auf 33 Prozent der Stimmen. Mit 32,2 Prozent liegt Amtsinhaber Uwe Melzer von der CDU hinter ihm auf Platz zwei. Beide werden in die Stichwahl gehen.

Heiko Philipp, Kandidat der AfD Landratswahl Altenburger Land 2024
AfD-Kandidat Heiko Philipp Bildrechte: Privat/AfD Altenburger Land

Im Ilm-Kreis verfehlte Amtsinhaberin Petra Enders (parteilos) die absolute Mehrheit. In der Stichwahl tritt sie gegen AfD-Kandidat Ralf Gohritz an.

In der kreisfreien Stadt Gera gibt es eine Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters. Am späten Montagmittag waren alle 114 Stimmbezirke ausgezählt: Amtsinhaber Julian Vonarb (pl) wollten 32,3 Prozent der Wähler im Amt behalten. Ein knapp besseres Ergebnis erzielte Bürgermeister Kurt Dannenberg (CDU), er führt mit 0,8 Prozentpunkten.

Amtsinhaber in einigen Kreisen nicht wieder angetreten

In mehreren Landkreisen waren die bisherigen Amtsinhaber nicht wieder angetreten - so im Wartburgkreis, im Landkreis Greiz und im Eichsfeldkreis. Im Eichsfeld liegt CDU-Kandidatin Marion Frant laut vorläufigem Endergebnis mit 46,3 Prozent der Stimmen klar vor AfD-Kandidat Marcel König (20,8). Beide gehen in die Stichwahl. Der bisherige Landrat Werner Henning war aus Altersgründen nicht wieder angetreten.

Im Kreis Sömmerda gehen CDU-Kandidat Christian Karl (Platz 1) und AfD-Kandidat Stefan Schröder in die Stichwahl. Im Kreis Greiz, wo mit Martina Schweinsburg (CDU) eine der dienstältesten Landrätinnen nicht mehr zur Wahl angetreten war, erzielte CDU-Kandidat Ulli Schäfer vor AfD-Kandidatin Kerstin Müller das beste Ergebnis. Beide treten in der Stichwahl gegeneinander an. Ähnlich die Situation im Wartburgkreis: Hier werden CDU-Kandidat Michael Brodführer (Platz 1) und AfD-Kandidat Uwe Krell (Platz 2) in die Stichwahl gehen.

Neonazi Frenck in Stichwahl in Hildburghausen

Im Kreis Hildburghausen wird es eine Stichwahl zwischen Sven Gregor von den Freien Wählern und dem Neonazi Tommy Frenck (BZH) geben. Gregor, der Bürgermeister von Eisfeld ist, liegt laut vorläufigem Endergebnis mit einem Stimmenanteil von 42,4 Prozent vorn, Frenck kommt auf 24,9 Prozent.

Ein tätowierter Mann stützt seine Hände auf einen Stuhl.
Tommy Frenck Bildrechte: MDR/Bettina Ehrlich

Im Saale-Holzland-Kreis wird es voraussichtlich eine Stichwahl zwischen CDU-Kandidat Johann Waschnewsiki und AfD-Kandidat Christian Bratfisch geben.

Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in vier Kreisen aus dem Stand erfolgreich

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das erstmals bei einer Wahl antrat, kam aus dem Stand in vier Kreisen bei den Kreistags- und Stadtratswahlen auf teils zweistellige Ergebnisse. Im Wartburgkreis sowie in den Kreisen Sonneberg, Greiz und Gotha trat das BSW mit eigenen Listen an. Ein vorläufiges Endergebnis gab es zunächst nur im Kreis Greiz, wo das Bündnis 11,1 Prozent erreichte. Das BSW will bei der Landtagswahl im September in das Thüringer Parlament einziehen. 

Immer mehr Ergebnisse in Gemeinden liegen vor

Auch in den Gemeinden und Städten, in denen gewählt wurde, liegen inzwischen die vorläufigen Ergebnisse vor. Einen Überblick finden Sie hier:

FDP-Chef dankt FDP-Wählern "für ihren Mut"

Am Tag nach der Kommunalwahl in Thüringen wurde das Ergebnis von den Landesparteichefs kommentiert.

Der FDP-Landesvorsitzende Thomas Kemmerich dankte Wählern für "ihren Mut, trotz des teilweisen Frusts über die Ampel ihre Stimme der FDP zu geben". Er zeigte sich besonders erfreut über die Oberbürgermeisterwahl in Jena, wo Amtsinhaber Thomas Nitzsche (FDP) auf Platz 1 lag und voraussichtlich in die Stichwahl gehen wird.

Die Linke-Landesvorsitzende Ulrike Grosse-Röthig zeigte sich erleichtert, dass die AfD nicht im ersten Anlauf eine Landratswahl gewonnen hat. "Thüringen bleibt demokratisch", erklärte sie. Die Ergebnisse vorangegangener Wahlen hätten gezeigt, dass die Zivilgesellschaft es schaffen könne, AfD-Bewerber im zweiten Wahlgang zu verhindern.

Thüringens CDU-Chef Mario Voigt wertete die Kommunalwahl als Erfolg für seine Partei. Man habe die antidemokratischen Kräfte auf die Plätze verwiesen, erklärte er.

Rund 1,7 Mio. Wahlberechtigte in Thüringen

Rund 1,7 Millionen wahlberechtigte Thüringerinnen und Thüringer waren zur Stimmabgabe bei der Kommunalwahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag laut Statistischem Landesamt bei über 61 Prozent - und somit etwas höher als 2019.

Gewählt wurden 13 Landräte, 94 Bürgermeister und Oberbürgermeister sowie etliche Ortsteilbürgermeister, Kreistage, Gemeinde- und Stadträte sowie Ortsteilräte. Um diese Ämter bewarben sich rund 19.000 Kandidaten.

Bei den Personenwahlen - wie etwa bei Landräten oder Bürgermeistern - ist gewählt, wer mehr als die Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen erreicht. Bei fehlenden absoluten Mehrheiten entscheiden Stichwahlen in zwei Wochen. Das Mindestwahlalter liegt bei 16 Jahren.

Weitere wichtige Infos zur Kommunalwahl in Thüringen

MDR (gh/dr/mm)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. Mai 2024 | 19:00 Uhr

549 Kommentare

Wessi vor 2 Wochen

Nun @ Anni22 machen Sie gar eine Opfer/Täter-Umkehr.Es waren weder Grüne noch FDP, die den Krieg begonnen haben!Es war allein der üble Kriegsverbrecher im Kreml.Und hierzulande diejenigen, die gegen die Hilfen für die Ukraine sind.Ob 1943 "die Leute" den Krieg wollten, weil in der Deutschlandhalle einer der größten Verbrecher das einforderte+die Meute "ja" brüllte, wage ich zu bezweifeln.Mit dieser These behaupten Sie nichts anderes als die Kollektivschuld der Deutschen.Wenn nun also die AfD, auf ein Ende des Friedensproduktes EU im politischen Sinne bedacht, aus den Bundesländern heraus in Regierungsverantwortung gehoben würde, hiesse das nichts anderes als Krieg und die Weigerung gelernt zu haben, daß nationalistische Parteien letztendlich Vernichtung+Teilung bedeutete.
Die Wahlergebnisse der Thüringer sind bedenklich, aber in den Stichwahlen wird sich zeigen, daß der Angriff gegen die Demokratie abwehrbar ist!Auch in Thüringen!

Fakt vor 2 Wochen

@Schwarzwasser:

Ich spreche niemandem seine Meinung ab, verstehe allerdings nicht, wie man einer in großen Teilen rechtsextremen Truppe - in Thüringen sogar "gesichert" rechtsextrem - seine Stimme geben kann. Ein Drittel der Bevölkerung sind es auch nur im Osten, bundesweit sind es lediglich laut aktueller Umfragen um die 16 Prozent. Und meine Nachbarn wählen auch keine Blaubraunen - in meinem Bundesland sitzen die seit der letzten Landtagswahl nicht mal mehr im Landesparlament - rausgeflogen, achtkantig! Was Demokratie ist, brauchen Sie mir nicht zu erklären - ich bin in einer Demokratie geboren und aufgewachsen.

Anni22 vor 2 Wochen

@ emlo Doch die Leute wollten damals den Krieg, gibt es schöne Dokus drüber "Wollt Ihr den totalen Krieg" ? "Ja!". Ich denke nicht, dass die AfD in den Krieg ziehen will. Während Grüne und FDP sich ja kaum noch zurückhalten können.
Ein Grund für die Wahlentscheidung, jedenfalls meiner Meinung nach!

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