Chronologie zur Lungenkrankheit Covid-19 Coronavirus Sars-CoV-2 – alle Meldungen bis zum 30. April
Hauptinhalt
12. Mai 2020, 08:44 Uhr
Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 wird uns noch lange begleiten, vermutlich geht es nie wieder weg. Hier lesen Sie eine Chronologie seit Januar 2020, die aktuellen News aus der Forschung und die Ticker im Überblick. Hier finden Sie alle Meldungen vom 1. bis 20. April.
30.04.2020
Marburger bündeln zentrale Daten zur Corona-Medikamenten-Forschung
- Die Datenbank "Cordite" aus Marburg soll Wissenschaftsteams weltweit helfen, potentielle Medikamente zur Behandlung von SARS-CoV-2 zu finden. Der Leiter der Arbeitsgruppe Data Science in Bereich Biomedizin, Prof. Dr. Dominik Heider, erläutert den Inhalt der Datenbank: "CORDITE bündelt Daten aus über 230 Publikationen und mehr als 240 klinischen Studien weltweit. Das sind Daten zu fast 600 Arzneimittelinteraktionen für 20 Targets und für mehr als 450 Medikamente – damit ist sie derzeit die größte kuratierte Datenbank für potentielle Medikamente gegen SARS-CoV-2." Die Sammlung bündelt Informationen über rechnergestützte, in vitro- oder Fallstudien zu potenziellen Medikamenten.
Forschungsgesellschaften: Kontaktbeschränkungen noch nicht aufheben
- Die vier großen deutschen Forschungsgesellschaften raten in einem gemeinsamen Papier, die Kontaktbeschränkungen aufrecht zu erhalten, bis Medikamente, Impfstoffe oder eine App andere Strategien möglich machen. Der Tenor der Max-Planck-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Fraunhofer Gesellschaft: Die Kontaktbeschränkungen sollten bleiben, solange die Zahl der Neuinfektionen zu hoch für eine effiziente Kontaktverfolgung seien, keine App, kein Medikament und kein Impfstoff verfügbar sind. Erst wenn sich bei einem der Faktoren eine Änderung ergebe, könne angepasst werden.Die Wissenschaftler räumen ein, dass bei einer politischen Entscheidung über Schutzmaßnahmen auch psychologische Belastungen für die Bevölkerung und wirtschaftliche Fragen eine Rolle spielen. Zugleich raten sie aber, bei Entscheidungen immer die Ausbreitungsdynamik des Virus zu berücksichtigen.
Corona-Einschränkungen helfen Asthmatikern
- Die Einschränkungen zur Verringerung der Ausbreitung des Coronavirus haben unverhoffte Nebenwirkungen: Weniger Luftverschmutzung führt zu weniger vorzeitigen Todesfällen vor allem unter Erwachsenen und Asthmaerkrankungen bei Kindern. Zu Diesem Schluss ist das Max-Planck-Institut für Chemie gekommen und zwar nach der Auswertung von Satellitendaten und mehr als 10.000 Messstationen in 27 Ländern. Demnach sei die Luftverschmutzung in den ersten beiden Wochen der Lockdowns durchschnittlich um 20 Prozent gesunken. Zudem haben die Wissenschaftler einen deutlichen Rückgang der Stickstoffdioxid-, Ozon- und Feinstaubmengen in Bodennähe – zumindest in einigen Ländern – festgestellt. Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie schätzt anhand dieser Zahlen, dass schon in den ersten zwei Wochen der Lockdowns weltweit etwa 7.400 vorzeitige Todesfälle und 6.600 Fälle von Asthma bei Kindern vermieden wurden.
29.04.2020
Covid-19: Männer sterben doppelt so häufig wie Frauen
- Männer sterben doppelt so häufig an Covid-19 wie Frauen. Offenbar ist Männlichkeit ein Risikofaktor, um einen schwereren Verlauf der Krankheit zu bekommen, schließen die Autoren einer aktuellen Studie, die in der frei zugänglichen Zeitschrift "Frontiers in Public Health" erschienen ist. Das Ergebnis: Das Alter und die Zahl von erkrankten Männern und Frauen waren ähnlich. Männer hatten aber tendenziell einen schwereren Verlauf der Krankheit. Zudem waren über 70 Prozent der verstorbenen Männer.
Umfrage: Politik soll auf Wissenschaft hören
- Politische Entscheidungen in Bezug auf Corona sollten auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Dieser Aussage stimmen 81 Prozent aller Befragten im Rahmen einer deutschlandweiten Umfrage zu. Das geht aus dem Wissenschaftsbarometer "Corona Spezial" hervor, das die Initiative Wissenschaft im Dialog am Dienstag veröffentlicht hat. Für die Studie wurden Mitte April 1.009 Menschen in Deutschland (ab 14 Jahren) vom Institut Kantar befragt.
28.04.2020
Chloroquin-Studien bremsten andere Studien aus
- Nach zwei Studien in Frankreich und China ist inzwischen klar, dass das Malariamittel Chloroquin nicht gegen Corona-Erkrankungen wirkt. Auch die US-Arzneimittelbehörde FDA, die sich Ende März noch für die Malariamittel Hydroxychloroquin und Chloroquin ausgesprochen hatte, warnt nun ausdrücklich davor. Chloroquin als mögliches Corona-Mittel hatte außer schweren medizinischen Nebenwirkungen noch ganz andere. Es brachte weltweit klinische Studien ins Stocken, die andere Medikamente gegen Corona testen wollen: Es fanden sich keine Probanden, weil Patienten auf einer Teilnahme an den Chloroquin-Studien beharrten, berichten Forscher im Fachmagazin "nature".
Hoffnung auf den RNA-Impfstoff gegen Corona
- In Deutschland wird im Kampf gegen Corona zum ersten Mal ein sogenannter RNA-Impfstoff klinisch getestet. Statt mit abgeschwächten Erregern arbeitet er mit Virus-Erbinformation. Das soll sicherer sein. Den Patienten wird dabei sogenannte Messenger-RNA verabreicht - eine Bauanleitung für bestimmte Eiweiße, die eigentlich von den Viren gebraucht werden. Im Körper der Patienten werden mit Hilfe der RNA dann etwa in den Muskelzellen diese Eiweiße gebildet. Auch hier springt anschließend das Immunsystem an, erkennt die Viren-Eiweiße und bildet Antikörper dagegen.
27.04.2020
Studie: Wie geht es den Familien?
Wie erleben Kinder und ihre Familien die Corona-Krise: Als unterrichtsfreie Zeit mit Hausaufgaben, die manche Lehrer sehen wollen, andere nicht? Als Zeit geballter Langeweile, wenn man die Peergroup nicht treffen kann? Als Zeit der Entdeckung, weil man das Puzzle von Weihnachten jetzt doch mal zusammenbastelt, oder den gut gemeinten Technikbausatz, obwohl man beides Heiligabend noch doof fand? Oder zum Spielen mit den Nachbarskindern? Ist es eine Zeit des neuen familiären Zusammenhalts oder eine Aneinanderreihung von Tagen in ständiger Angst, ohne Kontakte nach außen? Die Goethe-Universität in Frankfurt am Main versucht genau das in einer Online-Umfrage herauszufinden.
Jedes 5. Kind Depressionssymptome in Wuhan während Lockdown
- Jedes 5. Schulkind in der Provinz Wuhan hat während der Zeit des Lockdowns Depressionsanzeichen gezeigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Huazhong in China, für die Schülerinnen und Schüler später per Fragebogen befragt wurden. 22,6 Prozent der Kinder, die zwischen 23. Januar und 8. April im Lockdown waren, hatten während der Zeit zuhause Depressionssymptome. 18,9 Prozent zeigten demnach auch Angstsymptome. Insgesamt hatten sich 2.230 Kinder an der Studie beteiligt. Unklar ist den Forschern zufolge noch, ob und welche langfristigen Folgen diese Symptome bei den Heranwachsenden haben werden.
26.04.2020
Studie: Haben Kinder eine Rolle bei der Corona-Übertragung?
- Spielen Kinder eine Rolle als Überträger von Sars-CoV-2? Diese Frage will eine Studie klären, die am morgigen Montag, 27. April, am Universitätsklinikum Ulm startet. Weitere Universitätskliniken in Baden-Württemberg wollen später ebenfalls an der Untersuchung mitwirken.
Getestet werden sollen insgesamt 1000 Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren sowie jeweils ein Elternteil. Einerseits wird ein Nasen-Rachen-Abstrich genommen, andererseits soll per Fragebogen geklärt werden: Gibt es Krankheitssymptome, gab es Kontakte zu Coronainfizierten? Geklärt werden soll die Frage, wie viele Kinder sich infiziert haben und wie es bei ihren Eltern aussieht. Die Ergebnisse könnten Hinweise darauf liefern, ob Schul- und Kitaschließungen gerechtfertigt sind und wie sich die Notbetreuungen auf die Übertragungswege auswirken. Das Land Baden-Württemberg finanziert die Studie mit 1,2 Millionen Euro. Vorangegangen Studien aus anderen Ländern liefern bei diesen Fragen nur widersprüchliche Anhaltspunkte. Während eine chinesische Untersuchung zum Schluss kam, Kinder seien ebenso wie Erwachsene am Übertragungsgeschehen beteiligt, zeigte eine isländische Studie, das Kinder keine Rolle bei Corona spielten.
Corona wahrscheinlich bereits seit Anfang Februar in den USA
- Der erste Tote durch Corona in den USA könnte bereits am 6. Februar gestorben sein. Das berichtet der Corona-Blog des Fachjournals nature. Demnach starben zwischen dem 6. Februar und dem 6. März insgesamt drei Menschen in Kalifornien, bei deren Autopsien sich jetzt zeigte, dass sie an Covid-19 erkrankt waren. Das deckt sich mit verschiedenen Berichten, wonach das Virus bereits länger in den USA zirkuliert, als bislang angenommen. Auch in Italien lieferte eine Studie Hinweise darauf, dass das Virus dort bereits im Januar kursierte, lange bevor es von den Behörden wahrgenommen wurde.
Modelle zur Ausbreitung von Corona müssen präziser werden
- Sars-Cov-2 wird höchstwahrscheinlich endemisch, also wie alle bisher neu dazu gekommenen Pathogene, etwa die diversen Grippeviren, sich dauerhaft in der Menschheit bewegen. Sarah Cobey von der Universität Chicago argumentiert in einem Paper für Science, dass deshalb nun neue Modelle und Simulationen dafür gefunden werden müssen, wie sich Sars-CoV-2 aktuell ausbreitet. Zu Beginn seien Maßnahmen wie Shut- und Lockdowns die einzige Möglichkeit zu reagieren gewesen, schreibt sie, da unbekannt war, wie Vorona übertragen wird. Jetzt, in der späteren Phase würden aber dringend neue Wege gebraucht, das Virus besser einzudämmen und dabei geringere Kosten für die Gesellschaft zu verursachen. Insbesondere sollen Forscher herausfinden, ob es spezielle Teile oder Orte in der Gesellschaft gibt, die für die Übertragung besonders wichtig sind.
25.04.2020
Chinesische Forscher: Erster Impfstoff schützt Versuchsaffen
- In China hat ein Impfstoff gegen Corona Versuchsaffen vor einer Ansteckung mit dem Virus bewahrt. Der Impfstoffträger ist bereits länger bekannt. Er wurde jetzt mit einer chemisch deaktivierten Variante von Sars-CoV-2 bestückt. Offensichtliche Nebeneffekte habe es keine gegeben, schreiben die Forscher einer Pekinger Biotechfirma in ihrer Studie. Die klinischen Tests an Menschen haben am 16. April begonnen. Bei den Tierversuchen haben die Wissenschaftler ihren Impfstoff insgesamt acht Rhesus-Makaken verabreicht. Drei Wochen später wurden die Tiere über Röhrchen in die Lungen direkt mit dem Virus infiziert. Keines der Tiere entwickelte eine ausgewachsene Infektion. Die Tiere, die am meisten Impfstoff bekommen hatten, waren am besten geschützt. Tiere, die geringere Dosen bekamen, zeigten Anzeichen des Virus, schienen die Infektion aber auch unter Kontrolle zu haben. Die Kontrollgruppe von Tieren, die nicht geimpft worden war, erkrankte stark.
Unabhängige Forscher reagierten noch skeptisch und warnten vor verfrühter Euphorie: Einerseits seien es nur wenige Versuchstiere gewesen, andererseits sei auch noch nicht klar, ob Menschen den Impfstoff auch gut vertragen.
NGOs fordern „Open Science“ im Kampf gegen Corona
- Forschung zu Corona soll weltweit öffentlich zugänglich gemacht werden. Das fordert ein Verbund von insgesamt 250 Nichtregierungsorganisationen weltweit, zu dem in Deutschland das Gen-Ethische-Netzwerk gehört. Die NGO setzt sich für mehr Ethik in der Medizin ein. Im Aufruf der NGOs heißt es, die private, auf Monopolen basierende Arzneimittelentwicklung habe weltweit versagt. „Regierungen sollten Open Science-Prinzipien und -Praktiken für COVID-19-bezogene Forschung fördern, um Innovation und einen zeitnahen Zugang für alle zu ermöglichen“, so Autoren des Papiers. „Zugang und Bezahlbarkeit sollten integrale Voraussetzungen für die gesamte Forschung und Entwicklung sowie den Herstellungsprozess sein.“
24.04.2020
Bevölkerung mit Krisenmanagement der Regierung zufrieden
- Die Corona-Pandemie ist ein Belastungstest für alle und vieles. In einer umfassenden und repräsentativen Umfrage hat die Technischen Universität Ilmenau in Zusammenarbeit mit der Universität Bern untersucht, wie die Menschen in Deutschland das Verhalten und die Leistung der verschiedenen Akteure einschätzen und welche Risiken sich abzeichnen.
So ist der Großteil der Bevölkerung in Deutschland ist mit dem derzeitigen Management der Bundesregierung in der Corona-Krise (76 Prozent) zufrieden. Überwiegend positiv wird auch das Gesundheitssystem (77 Prozent) bewertet. Zudem ist auch das Vertrauen in die Berichterstattung der traditionellen Medien hoch (80 Prozent).
Allerdings ärgern sich viele Bürger über das Verhalten ihrer Mitmenschen (44 Prozent). Außerdem geben schon jetzt geben fast 30 Prozent der Befragten an, dass sich ihre wirtschaftliche Lage verschlechtert hat und über 40 Prozent empfinden die Lage in ihrem Haushalt als angespannter.
Coronavirus tritt wahrscheinlich durch die Nase in den Körper
- Wie kommt das Coronavirus in den Körper? Forscherteams fanden jetzt heraus, dass die Nase offenbar das Haupteinfalltor ist. Die Teams hatten Zellen aus Lunge, Nase, Auge, Darm, Herz, Niere und Leber untersucht, wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin berichtet. "Wir haben dann gezeigt, dass von allen Zellen die schleimproduzierenden Becherzellen und Flimmerzellen in der Nase die höchsten Konzentrationen dieser beiden Proteine aufweisen", erklärte Hauptautor Waradon Sungnak vom Wellcome Sanger Institute. "Das macht diese Zellen zum wahrscheinlichsten Erstinfektionsweg für das Virus."
Die beiden wichtigsten Eintrittsproteine seien auch in Hornhaut-Zellen des Auges und in der Darmschleimhaut zu finden, so das Max-Delbrück-Centrum weiter. Damit sind Augen und Tränendrüsen weitere mögliche Infektionswege. Es gebe auch ein gewisses Potenzial für eine Übertragung über Fäkalien und die Aufnahme durch den Mund, schreibt des MDC eher vorsichtig.
Wirkstoff Remdesivir fällt bei Studie durch
- Bei der Suche nach einem Mittel gegen das neue Corona-Virus gibt es offenbar einen Rückschlag. Wie die "Financial Times" berichtet, ist der Wirkstoff Remdesivir bei einer klinischen Studie durchgefallen. Demnach gelang es nicht, den Gesundheitszustand der Covid-19-Patienten zu verbessern. Das Blatt berichtet, bei dem Test in China seien 158 Infizierte mit Remdesivir behandelt worden, während eine kleinere Kontrollgruppe das Mittel nicht erhalten habe. Nach einem Monat seien in beiden Gruppen rund 13 Prozent der Probanden gestorben. Der Hersteller des Wirkstoffs wies die Darstellung zurück. Die Studie sei wegen geringer Beteiligung vorzeitig beendet worden.
23.04.2020
Sind Raucher weniger anfällig für Corona?
- Eine Studie aus China hatte bereits Ende Februar einen Hinweis geliefert: Raucher erkranken seltener an Covid-19. Jetzt zeigen Untersuchungen aus Paris in eine ähnliche Richtung. Sie belegen, dass unter den Covid-19-Patienten deutlich weniger Raucher zu finden sind als im Bevölkerungsdurchschnitt. Konkret heißt das: Unter den 11.000 untersuchten Patienten mit Covid-19 waren nur 8,5 Prozent Raucher. In Frankreich rauchen aber im Schnitt rund 25 Prozent der Menschen. "Die Hypothese ist, dass Nikotin an Zellrezeptoren anhaftet, die vom Coronavirus genutzt werden und damit die Anhaftung des Virus verhindert", sagt Professor Jean-Pierre Changeux vom Institut Pasteur und dem Collège de France. Somit könne das Virus nicht in die Zellen eindringen und sich im Organismus ausbreiten. Diese Hypothese wollen die Forscher jetzt mit einer Nikotinpflasterstudie überprüfen.
Die Studie aus China können Sie hier nachlesen. Die Mitteilung aus Frankreich liegt als hier pdf in Französisch vor.
Coronavirus bei Katzen in den USA nachgewiesen
- In den USA ist das neuartige Coronavirus erstmals bei Haustieren nachgewiesen worden. Zwei Hauskatzen im Bundesstaat New York seien positiv getestet worden, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC mit. Beide Tiere, die an verschiedenen Orten lebten, hätten die auch für Menschen typischen Atemwegsbeschwerden gehabt. In einem Fall sei der Besitzer der Katze zuvor positiv getestet worden.
Weiter Streit um die Corona-App
- Die ganz scharfen Ausgangsbeschränkungen sind gerade erst aufgehoben worden. Vereinzelt dürfen wieder Freunde getroffen und Läden geöffnet werden. Damit das so bleiben kann, dafür soll eine Handy-App sorgen - und die Ansteckungsrate niedrig halten. Mithilfe einer App sollen Kontakte von an Covid-19 erkrankten Menschen schneller gefunden, informiert und in Quarantäne gesteckt werden.
Doch nun warnen über 300 Wissenschaftler aus Deutschland und der Welt mit einem offenen Brief vor dem derzeitig eingeschlagenen Weg dorthin: Zu intransparent ist die Entwicklung und zu viele Missbrauchsmöglichkeiten in der Nutzung sind zwei der wichtigsten Kritikpunkte.
22.04.2020
Erster Impfstoff bereits im Herbst?
- Haben wir schon im Herbst einen Impfstoff gegen Covid-199? Schweizer Forscher halten das für möglich. Der Immunologe Martin Bachmann vom Universitätsspital Bern hat nach eigenen Angaben einen geeigneten Impfstoff-Kandidaten gegen Corona entwickelt. Er könnte nach erfolgreichen Prüfungen möglicherweise noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen. Die Aufsichtsbehörde Swissmedic bestätigte Gespräche mit Bachmann und anderen Forschern, die an Wirkstoffen gegen Sars-CoV-2 arbeiten.
"Der Zeitplan ist äußerst optimistisch, aber er ist nicht komplett an den Haaren herbeigezogen", sagte Swissmedic-Sprecher Lukas Jaggi der Deutschen Presse-Agentur. "Angesichts der Dringlichkeit, die die Coronavirus-Pandemie mit sich bringt, sprechen wir beim Zulassungsverfahren von Wochen, nicht von Monaten." Wenn alle Zulassungsvoraussetzungen erfüllt würden, sei eine Entscheidung vor Ende des Jahres möglich. Eine erste kleine Erprobung am Menschen - eine sogenannte Phase-I-Studie - soll Bachmann zufolge im Juli starten. An nur wenigen Teilnehmern wird dabei zunächst die Sicherheit und allgemeine Verträglichkeit getestet.
Wir halten uns an alle Auflagen, wir beschleunigen die Prozesse nur.
Erste Klinik-Studie zu Impfstoff in Deutschland
- -Das Paul-Ehrlich-Institut hat die erste klinische Untersuchung eines Coronavirus-Impfstoffs in Deutschland zugelassen. Das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel teilte mit, BioNTech aus Mainz könne jetzt seinen Wirkstoff an gesunden Freiwilligen testen. Laut Institut ist diese die weltweit vierte genehmigte klinische Studie, die einen möglichen Coronavirus-Impfstoff an Menschen testet.
Chloroquin hat keinen poitiven Effekt bei Corona
- Das Malaria-Medikament Hydroxy-Chloroquin hat offenbar keinen positiven Effekt auf Patienten, die an Covid-19 leiden. Das ergab eine Studie in US-Krankenhäusern. Demnach war die Sterblichkeitsrate bei Patienten, die mit Chloroquin behandelt wurden deutlich höher als bei einer Vergleichsgruppe, die das Mittel nicht bekam. Ausgewertet wurden die Krankenakten von rund 370 männlichen Patienten. Der Einsatz des Malaria-Medikaments bei Covid-19 ist bereits wegen seiner Nebenwirkungen umstritten.
Wieder mehr Infektionen in Deutschland
- In Deutschland ist die Zahl der Coronavirus-Infektionen binnen eines Tages um 2.237 auf 145.694 gestiegen. Das teilte das Robert Koch-Institut mit. Zudem seien 281 weitere Menschen gestorben.
21.04.2020
Corona-Infektion live verfolgen
- Virologen stehen Viren selten von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Meist erforschen sie die Eigenschaften über genomische Sequenzen. In Erlangen versuchen nun Forscher, das Corona-Virus mit Elektronenmikroskopen und Laser zu beobachten, wie es in menschliche Zellen eindringt, in den Zellkern wandert, die Zelle umprogrammiert, um dann Millionen von neuen Viren zu produzieren und so das menschliche Immunsystem zu bekämpfen. Das könnte dabei helfen, Therapien gegen die Krankheit Covid-19 zu entwickeln.
20.04.2020
Stickoxide und Corona - eine besonders gefährliche Kombination
- Stickstoffdioxid (NO2) ist schädlich für Menschen. Hohe Konzentrationen führen zu hohen Gesundheitsbelastungen. Und das ist vermutlich auch bei Covid-19 der Fall, zeigt eine Studie der Uni Halle. "Da das neuartige Coronavirus ebenfalls die Atemwege befällt, liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und den Todeszahlen bei Covid-19 geben könnte", sagt Dr. Yaron Ogen vom Institut für Geowissenschaften und Geographie in einer Mitteilung der MLU. Seine Untersuchungen ergaben: In Gebieten mit hoher Luftverschmutzung und ohne vertikalen Luftaustausch gab es auffällig hohe Todeszahlen im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus.
Biogenetische Algorithmen entschlüsseln Virus-Genom
- Die australische Forschungsagentur CSIRO setzt auf einen neuartigen Ansatz zur Gen-Code-Entschlüsselung des SARS-CoV-2-Virus. Mithilfe einer neu entwickelten Visualisierungsplattform, die mit bioinformatischen Algorithmen arbeitet, wollen sie Unterschiede zwischen den Tausenden genetischen Sequenzen des SARS-CoV-2-Virus lokalisieren. Ursprünglich wurde die Methode benutzt um das menschlichen Genom zu analysieren.
Dr. Larry Marshall, Chief Executive von CSIRO erklärt, was die Methode bei der Erforschung des neuartigen Corona-Virus bringt: "Dank dieser hochkomplexen Analyse der Genomsequenz des SARS-CoV-2-Virus konnte bereits festgestellt werden, welche Virusstämme für die Durchführung von Impfstoffen geeignet sind." Bioinformatiker Dr. Denis Bauer, der ebenfalls für das CSIRO arbeitet, ergänzt: "Dadurch, dass weltweit geforscht wird, sind bereits viele einzelne Virussequenzen gefunden. Durch die Bewertung der evolutionären Distanz zwischen diesen Datenpunkten und ihrer Visualisierung können verschiedene Virusstämme gefunden werden - einschließlich ihrer Herkunft und ihrer weiteren Entwicklung."
Die komplette Forschung der australischen Forschungseinrichtung wurde von "Transboundary and Emerging Diseases" veröffentlicht.
Krankschreibung per Telefon ist Geschichte
- Wer sich wegen einer Erkältung krank schreiben lassen will, muss ab heute wieder persönlich zum Arzt gehen. Die vorübergehende Regelung für telefonische Krankschreibungen gilt nicht mehr, obwohl Medizinpersonal und Krankenhäuser diese Entscheidung stark kritisieren .
19.04.2020
Wissenschaftler: USA könnten Shutdown Ende Mai lockern
- Überall auf der Welt diskutieren Politiker, Wissenschaftler und Gesellschaft, wie es nach den Shutdowns weitergehen kann. Im Journal der American Medical Association (JAMA) analysieren Rochelle Walensky und Carlos del Rio die Situation in den USA. Dort werde der Höhepunkt der Neuerkrankungen Mitte April erwartet, in den ländlichen Gebieten des mittleren Westens dagegen erst Anfang Mai, schreiben sie. Gegen Ende Mai sei eine schrittweise Rückkehr in eine eingeschränkte Normalität möglich. Grundvoraussetzung dafür sei aber, dass massenhafte Möglichkeiten für Tests vorhanden seien. Einerseits müsste mit Hilfe serologischer Tests auf Antikörper geprüft werden, wie hoch der Anteil bereits immunisierter Menschen in der Bevölkerung sei. Andererseits würden auch weiterhin PCR-Tests gebraucht, um die aktiven Infektionen im Blick zu behalten.
Allerdings müsse sich auch die Gesundheitspolitik der USA radikal verändern. Nötig sei ein starker Ausbau der Kapazitäten in Kliniken und ambulanten Praxen, damit die Versorgung schwer Erkrankter gesichtert werden könne. Und die Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitssystems müssten endlich angemessen anerkannt werden.
JAMA plant eine Serie von Beiträgen zur Frage, welche Wege aus der globalen Pandemie herausführen und wie die Welt nach Corona aussehen könnte. Eine schnelle Rückkehr zur Normalität sei dabei praktisch ausgeschlossen. Einige Beschränkungen würden möglicherweise lang, andere vielleicht sogar für immer bleiben, schreiben die Editoren des Journals.
18.04.2020
US-Professorin: Infektion überlebbar machen
- Janelle Ayres, Molekularbiologin aus den USA, empfiehlt anderen Forschern, bei der Arbeit gegen die Lungenkrankheit Covid-19 nicht bei der Bekämpfung der Viren stehen zu bleiben. In einem Beitrag für die Fachzeitschrift Science Advances schreibt sie, die Medizin solle auch stärkere Methoden entwickeln, um Patienten mit schweren Verläufen zu helfen, die Infektion zu überleben. Dazu sei aber eine Verlagerung der Aufmerksamkeit auf die Patienten nötig, also die Wirte der Viren. Dort müsse geschaut werden, wie sich deren Körperfunktionen aufrecht erhalten lassen, abhängig davon, wie die Menschen auf das Virus reagieren.
Verstünde man besser, wie Covid-19 die Lungen angreife, ließen sich daraus möglicherweise Erkenntnisse ableiten, wie die Lungenfunktion besser aufrecht erhalten werden könne. "Anstatt uns zu Fragen, wie bekämpfen wir Infektionen, sollten wir fragen, wie überleben wir sie?", schreibt sie.
Makakenart als Tiermodell geeignet für Test von Corona-Medikamenten
- Javaneraffen, eine Makakenart, sind gut als Tiermodelle geeignet, wenn Forscher neue Medikamente gegen die Covid-19 Lungenkrankheit testen wollen. Das berichten Barry Rockx und seine Kollegen vom Erasmus-MC-Klinikum in Rotterdam in der aktuellen Ausgabe von Science. Sie hatten die Affen zuvor mit dem neuen Sars-CoV-2 und zwei weiteren menschlichen Coronaviren (Mers und Sars-1) infiziert.
Dabei waren sehr junge und auch ältere Tiere für den Versuch ausgewählt worden. Die mit Sars-2 angesteckten Tiere zeigten allesamt milde Verläufe der Covid-19. Auch bei den älteren Affen waren die Symptome nicht so schwer, wie die, die bei älteren Menschen häufiger auftreten. Es zeigte sich aber, dass die Tiere zahlreiche Viren ausschieden, auch wenn sie nur wenige oder gar keine Symptome hatten. Das zeige noch einmal deutlich, warum die Eindämmung von Sars-CoV-2 viel schwieriger sei, als bei Sars-1, schreiben die Mediziner. Die meisten Infektionen verliefen zunächst unbemerkt. Dass die Tiere aber insgesamt trotzdem ähnliche Symptome zeigten, wie Menschen, mache sie zu geeigneten Modellen für den Test von Medikamenten im Kampf gegen die Lungenkrankheit.
Die Tiere mit den Mers-Coronaviren infizierten Tiere entwickelten keine sichtbaren Symptome während des Tests.
17.04.2020
Leipziger Humboldt-Professor will Corona-Impfstoff mithilfe von Computern entwickeln
- Humboldt-Professor Jens Meiler setzt bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs auf die Hilfe von Computern. Die computergestützte Impfstoffentwicklung ist noch ein relativ junges Feld, erläutert der Biochemiker von der Universität Leipzig. "Meine Forschung setzt an der Struktur von Proteinen an der Virusoberfläche an", erläutert Meiler. "Diese Spikes, mit denen das Coronavirus immer abgebildet ist, das sind Proteine, die das Virus benötigt, um in den menschlichen Körper einzudringen." Das menschliche Immunsystem wiederum könne Hundertausende Antikörper herstellen, die an ihrer Oberfläche alle verschieden aussehen. Meilers Team ist mithilfe der Computer auf der Suche nach den Antikörpern, die am besten an diese Spikes binden können und das Virus so unschädlich machen.
Dazu untersucht das Team das Blut von geheilten Corona-Patienten und sequenzieren Hunderttausende Antikörper. Die effektivsten Antikörper könnten schon im Sommer oder Herbst als therapeutische Antikörper eingesetzt werden, da sie schneller als ein Impfstoff zur Verfügung stehen werden, erläutert Meiler. Die könnten zmindest bei einer akuten Infektion helfen. "Schon jetzt werden ja Versuche mit dem Blutplasma Genesener durchgeführt. Das ist die gleiche grundsätzliche Idee – neutralisierende Antikörper im Blutplasma der Genesenen neutralisieren das Virus im Patienten", so Meiler.
Der Computer zeige den Forschenden den Wirkmechanismus: Die Forschenden geben die Struktur der Antikörper ein und der Rechner sagt, wie sie an das Corona-Oberflächenprotein binden. Mit diesem Wissen können sie am Computer Impfstoffe designen, sagt Meiler. "Dazu arbeiten wir nur mit einem kleinen Teil des viralen Proteins, dem Teil, an dem der neutralisierende Antikörper bindet, das sogenannte Epitope, um später bei der Impfung das menschliche Immunsystem auf diese Stelle zu fokussieren." Diesen Protein-Teil modifizieren sie dann so, dass der Körper das Endgebilde für ein richtiges Virus hält und entsprechend Antikörper bildet.
Ein Prozess, der vieler Schritte bedarf, so Meiler. "Computergestütztes Wirkstoffdesign löst das Problem nicht allein. Es kann aber viel zur Lösung beitragen." Doch trotz aller weltweiten Anstrengungen könne mit einem Impfstoff nicht vor Frühjahr 2021 gerechnet werden, schätzt der Humboldt-Professor.
Prof. Dr. Jens Meiler
Der Bioinformatiker und Chemiker Jens Meiler ist Humboldt-Professor an der Universität Leipzig. Die Forschungsgruppe um Meiler arbeitet noch
hauptsächlich an der Vanderbilt University in Nashville, USA. An der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig befindet sich sein neues Institut für Wirkstoffentwicklung derzeit im Aufbau mit dem Ziel, vor Ort Forschungsgruppen zu etablieren, die ähnliche Fähigkeiten haben.
Quelle: Universität Leipzig
Fortschritte bei Medikamenten und Impfung gegen Sars-CoV-2
- Die Chefs der zuständigen Bundesbehörden für Arzneimittel und Impfstoffe sehen rasche Fortschritte bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2. Bei der Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Freitagmorgen sagte Klaus Cichtek, Impfstoffe seien kein Traum. Ein erster klinischer Test in Deutschland werde in Kürze beginnen, so der Chef des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts. Weltweit seien derzeit vier Impfstoffe in der klinischen Testung, insgesamt gebe es 50 bis 60 Impfstoffprojekte. "Wir brauchen mehrere Impfstoffe, denn ein Hersteller allein wird die Nachfrage nicht befriedigen können. Außerdem brauchen wir verschiedene Sorten, weil sie unterschiedliche Eigenschaften haben werden", sagte Cichutek.
Er betonte, ein Impfstoff müsse spezifisch gegen Sars-CoV-2 wirken, das sei ein echter "Gamechanger". Außerdem müsse er verträglich sein. "Wir wollen bestimmte Phasen der klinischen Prüfung komprimieren und gezielt darauf hinführen." Es sei aber nicht die Zulassung, die lange dauert, sondern die Entwicklung der Impfstoffe, die Zeit benötige.
Auch bei Medikamenten gebe es Fortschritte. Karl Broich vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erwartet erste Ergebnisse zum Wirkstoff Remdesivir in den kommenden drei Monaten. Aktuell laufen in Deutschland drei klinische Studien zu dem Medikament, das ursprünglich gegen das HI-Virus entwickelt wurde. Wenn die Daten erfolgreich seien, erfolge eine europaweite Zulassung. Auch Chloroqine befänden sich derzeit in der Prüfung, so Broich.
Corona - wie gefährdet sind Kinder wirklich?
- Wie gefährdet sind Kinder durch das neue Corona-Virus? Und welche Rolle spielen sie bei der Verbreitung der Krankheit? Eine neue Studie aus Island sagt: Kinder sind deutlich weniger betroffen und erkranken seltener.
Schon seit ersten Untersuchungen aus China wissen wir, dass Kinder deutlich seltener von Covid-19 betroffen sind. Sie stecken sich weniger an und erkranken nicht so häufig und nicht so schwer. Das bestätigt jetzt eine neue Untersuchung aus Island. Dort haben Forschende um Kári Stefánsson vom isländischen Unternehmen deCODE Genetics in Reykjavik bei bevölkerungsbezogenen Tests rund 13.000 Personen untersucht. Die Ergebnisse: 0,6 Prozent der Frauen und 0,9 Prozent der Männer waren infiziert. Bei Kindern unter 10 Jahren gab es dagegen keinen einzigen positiven Befund, bei den untersuchten ab 10 Jahren waren es 0,8 Prozent.
16.04.2020
Hamster als Versuchstiere im Kampf gegen Corona?
- Überall auf der Welt suchen Forschungsgruppen derzeit intensiv nach geeigneten Versuchstieren im Kampf gegen das neuartige Corona-Virus. Solche Tiermodelle werden gebraucht, um mögliche Impfstoffe oder Medikamente gegen das Virus testen zu können, bevor sie an Menschen ausgegeben werden. Das Magazin Science berichtet jetzt über neue Ansätze, darunter dem einer Forschungsgruppe um Jasper Fuk-Woo Chan von der Universität in Hong Kong. Chan und sein Team infizierten acht syrische Hamster, die Gewicht verloren, ein zerzaustes Fell bekamen, lethargisch wurden in mit Atemproblemen kämpften. Bei Abstrichen aus Lungen und Verdauungstrakt der Tiere fanden die Forscher große Mengen von Sars-CoV-2. Diese Symptome seien denen bei Menschen sehr ähnlich, schreiben die Wissenschaftler. Andere Gruppen testen derzeit Mäuse, Frettchen und bestimmte Affenarten wie Makaken.
Forscher testen Materialien für selbstgebaute Masken
- Im Angesicht von Corona existiert vielerorts bereits eine Maskenpflicht. Aber im Handel sind solche Masken derzeit Mangelware. Die Verbraucher sollen sich mit selbstgebastelten Masken behelfen. Aber welche Materialen eignen sich dafür überhaupt? Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts (MPI) für Chemie untersucht. Alle getesteten Materialien finden sich in gewöhnlichen Haushalten.
Das Ergebnis: Ab einer bestimmten Partikelgröße schwächeln alle getesteten Materialien. "Partikel in einem Größenbereich von 100 und 500 Nanometern werden am schlechtesten abgeschieden. In diesem Größenbereich haben sich deutliche Unterschiede bei den verschiedenen Materialien gezeigt. Das Coronavirus hat eine Größe, die genau in diesem Bereich liegt", erklärt MPI-Forscher Frank Drewnick.
Was ernüchternd klingt, stellt sich bei genauerer Betrachtung als wenig tragisch dar. Denn meist werden die Viren per Tröpfchen übertragen. Und gerade diese Partikel von der Größe oberhalb von 2,5 Mikrometer wurden von allen getesteten Materialien sehr effizient abgeschieden.
15.04.2020
Können geheilte Patienten doch wieder erkranken?
- Meldungen aus Asien haben in den vergangegen Tagen für Aufregung gesorgt. Demnach wurde u.a. in Südkorea bei geheilten Covid19-Patienten Tage später erneut das Virus festgestellt. Funktioniert die Immunisierung doch nicht? Deutsche Virologen sehen einen anderen Grund für positive Tests nach überstandener Krankheit. "In der Abklingphase der Krankheit liegen die verbliebenen Virusmengen mal über, mal unter der Nachweisgrenze des PCR-Tests", erläutern Melanie Brinkmann von der Technischen Universität Braunschweig und Friedemann Weber von der Universität Gießen in einer gemeinsamen Stellungnahme. "In dieser Phase funktioniert der Test eher nach dem Zufallsprinzip."
Auch der Beliner Virologe Christian Drosten sieht die Probleme bei den Tests. "Das Virus ist schon die ganze Zeit da, aber der Test kann das nicht immer erfassen", sagte er im NDR-Podcast. Heißt: Auch nach überstandener Krankheit können wir noch Sars-CoV-2 in uns tragen. Nach derzeitigem Kenntnisstand sei das nach der Genesung nachgewiesene Virusmaterial aber nicht infektiös für andere, es handle sich sehr wahrscheinlich vorwiegend um totes, ausgeschiedenes Material, erklärt Drosten. Das bedeutet also, dass davon mit großer Wahrscheinlichkeit keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht. Es habe dazu bereits erste Analysen gegeben, so Drosten. "Wir konnten nie infektiöses Virus isolieren."
Streundende Hunde als Corona-Zwischenwirt
- Wie kam das neue Virus Sars-CoV-2 von der Fledermaus zum Menschen? Für Wissenschaftler ist die Antwort extrem wichtig. Denn sie erklärt unter anderem, warum das Virus so gut an den Menschen angepasst ist. Forscher aus Kanada haben jetzt einen neuen möglichen Zwischenwirt ermittelt: Streunende Hunde.
Viele Tiere, angefangen mit Schlangen bis hin zu Pangolinen, wurden bisher als fehlendes Glied in der Kette angenommen. Aber die aus diesen Arten isolierten Viren weichen zu stark von SARS-CoV-2 ab. Xuhua Xia, Biologieprofessor an der Universität von Ottawa, folgte den Spuren des neuen Coronavirus über verschiedene Arten hinweg. Und seine These lautet: Streunende Hunde - insbesondere Hundedärme – können der Ursprung der aktuellen Corona-Pandemie sein. Hunde, die Fledermäuse gefressen haben, und mit deren Hinterlassenschaft wir in Berührung gekommen sind. Was laut Xia nicht so schwer ist, wenn man bedenkt, wo Hunde sich überall lecken.
Kritik an den Vorschlägen der Leopoldina
- Die Leopoldina in Halle hat am Ostermontag ihre "Dritte Ad-hoc-Stellungnahme: Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden" veröffentlicht. Darin gibt die Deutsche Wissenschaftsakademie Empfehlungen, wie sich die Politik, Unternehmen und Institutionen in Zeiten der Corona-Krise aktuell verhalten sollten. Daran können sich die Politiker bei ihren Entscheidungen orientieren. In den sozialen Medien reagieren viele Nutzer zustimmend, aber auch fragend und kritisch darauf. Ein Überblick über die Fragen mit Antworten.
14.04.2020
Virtuelle Stadt zeigt Auswirkungen von Beschränkungen auf Corona-Pandemie
- Was würde passieren, wenn wieder alle Schulen öffnen würden? Wie würde die Pandemie verlaufen, wenn Sie entscheiden könnten, welche Beschränkungen und Maßnahmen es gibt und welche nicht? In einer virtuellen Modellstadt der Universität Hohenheim kann jetzt jeder selbst zum Gesundheitspolitiker werden und beobachten, wie verschiedene Maßnahmen wirken - wie sich also die Anzahl schwerer Fälle, Verstorbener und die Länge der Pandemie verändern würden.
Bei der virtuellen Stadt handelt es sich der Universität zufolge um ein sogenanntes Politik-Labor. Das seien Simulationsmodelle mit grafischer Darstellung, bei denen der Nutzer selbst Einfluss nehmen könne. Für die Corona-Simulation sei eine typische europäische Stadt nachempfunden worden - mit Wohnvierteln, Arbeitsstätten, Supermärkten oder Krankenhäusern. Die virtuellen Bewohner führen ein ganz normales Leben: Sie leben in einer Familie oder sind alleinstehend, haben viele soziale Kontakte oder leben eher zurückgezogen, die Erwachsenen gehen zur Arbeit und anschließend zum Einkaufen, die Kinder sind morgens in der Schule, nachmittags und abends trifft man sich beim Sport. Überall finden zahlreiche Begegnungen und soziale Interaktionen statt.
Wie sich in dieser Umgebung das Virus ausbreitet und welche Folgen das hat, können Interessierte durchspielen. Sie können aber auch schauen, was passiert, wenn verschiedene Beschränkungen gemacht werden: Was passiert beispielsweise, wenn die Schulen grundsätzlich geöffnet bleiben, nur infizierte Schüler vom Unterricht ausgeschlossen werden oder die Schulen ganz geschlossen werden? Das Programm zeige den Verlauf der Krankheit, die Anzahl der schweren Fälle und der Verstorbenen sowie die Länge der Pandemie. Möglich mache das die sogenannte "Agenten-basierte Modellierung". Dahinter stecken Computerprogramme, die aus einer Vielzahl eigenständiger Bots, die autonom interagieren, bestehen.
Start für Corona-Studien der Martin-Luther-Universität Halle
- Forschende der Medizinischen Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle haben mit einer Studie zu Corona-Antikörpern begonnen. Dafür sollen rund 60 Freiwillige untersucht werden, die eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus überstanden haben. Sie sollen nach ihren Symptomen und dem Krankheitsverlauf befragt werden. Außerdem wird eine Blutprobe entnommen. Im Labor wird dann untersucht, ob Antikörper vorhanden sind und diese gegen eine Neuinfektion schützen können.
Verlaufen die Tests erfolgversprechend, soll die Studie auf etwa 2.500 Freiwillige ausgedehnt werden. Bereits vor einigen Tagen hatte Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) die Antikörper-Studie in Teilen öffentlich vorgestellt. Dabei verwies er auf einen ähnlichen Test der Stadt München, der als Vorbild diene. Dort klingeln die Wissenschaftler in Begleitung der Polizei an zufällig ausgewählten Haustüren und bitten um Blutproben. In Halle hätten sich Medieninformationen zufolge bereits 400 Freiwillige für die Antikörper-Studie gemeldet.
Das Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik an der Universität Halle ruft außerdem dazu auf, sich an einer Online-Befragung zu Covid-19 zu beteiligen. Dazu ist die Website "CovidSurv" online getellt worden. Bei dieser Befragung gehe es darum, Daten über den symptomatischen Verlauf von Atemwegsinfektionen zu sammeln. Die Teilnehmenden müssen deshalb jeden Tag mitteilen, wie es ihnen geht. Ziel der Befragung sei es, eine Art Frühwarnsystem zu entwickeln. Außerdem könnte so ein "Corona-spezifisches Beschwerdebild" entwickelt werden, das sich von anderen Atemwegsinfektionen unterscheidet, heißt es.
13.04.2020
Bereitschaft zur Maske hoch – mehr Widerstände gegen App
- 68 Prozent der Befragten glauben, dass das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit eine wirksame Maßnahme zur Eindämmung von Sars-Cov-2 sein kann. Aktuell tragen aber nur 28 Prozent eine solche Maske. Immerhin 46 Prozent würden einer Maskenpflicht zustimmen. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Covid-19 Snapshot Monitorings (COSMOS), die am Karfreitag veröffentlicht wurden. Das ist eine wöchentliche Umfragestudie verschiedener deutscher Forschungs- und Gesundheitsreinrichtungen. Partner sind unter anderem das Robert Koch-Institut, das Leibniz Institut für Psychologie und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Geleitet wird COSMOS von Professorin Cornelia Betsch von der Universität Erfurt.
Kritischer sehen die Befragten eine App, mit der Ansteckungswege besser verfolgt werden sollen. Nur 56 Prozent wären bereit, sich eine solche App zu installieren. 14 Prozent lehnen das strikt ab. Forscher gehen davon aus, dass mindestens 60 bis 70 Prozent aller Deutschen die App auf ihren Smartphones nutzen müssten, damit dabei helfen kann, die Epidemie einzudämmen.
12.04.2020
Auch in Japan weniger Grippeinfektionen durch Corona-Maßnahmen
- In Japan gab es deutlich weniger Influenza-Infektionen in der laufenden Grippesaison. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Tokio. Die Autoren verglichen die Daten zur Zahl der bestätigten Ansteckungen der Jahre 2014 bis 2020. Insgesamt fanden sie 8,5 Millionen Infektionen mit Influenzaviren, davon 981.000 aus der aktuellen Saison von Oktober 2019 bis März 2020. Beim Vergleich der Daten zeigte sich: Gewöhnlicherweise stecken sich die meisten Japaner zwischen Januar und Mitte Februar mit der Grippe an. In diesem Jahr allerdings war die Ansteckungswelle offenbar vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. Bereits seit dem Jahreswechsel fiel die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen von Woche zu Woche. Grund dafür dürften allerdings nicht staatliche Maßnahmen wie Schulschließungen wegen der Sars-CoV-2 Epidemie gewesen sein, schreiben die Autoren. Diese seien erst Anfang März beschlossen worden. Stattdessen hätte die japanische Bevölkerung für die Gefahren einer Ansteckung mit Corona erkannt. So hätten die Japaner früh von sich aus Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr von Ansteckungen zu minimieren. Laut den Zahlen der Johns-Hopkins University haben sich nur rund 6000 von insgesamt 126 Millionen Japanern mit dem neuen Virus infiziert.
11.04.2020
Kritik an Heinsbergstudie: Keine 15 Prozent gegen Corona immun
- Die Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité und Gérard Kraus vom Helmhotz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig haben die Heinsberger Studie ihres Bonner Kollegen Hendrik Streeck kritisiert. Im Landkreis Heinsberg war die Corona-Epidemie früh und stark ausgebrochen. Streeck und sein Team hatten ELISA-Tests auf Antikörper an 500 Probanden aus dem Landkreis durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse hatten sie geschlossen, dass rund 15 Prozent der Untersuchten immun gegen Sars-CoV-2 seien. Allerdings zeigt sich nach der Präsentation am 9. April, dass die verwendeten Tests auch auf Antikörper gegen gewöhnliche Erkältungs-Coronaviren positiv reagieren. Es seien daher wahrscheinlich deutlich weniger Heinsberger gegen die Lungenkrankheit Covid-19 immun, als in der Studie dargestellt, so Drosten und Krauss bei einem Pressebriefing des Science Media Centers.
Corona: Hirnhaut- statt Lungenentzündung möglich
- Das neuartige Corona-Virus Sars-CoV-2 führt offenbar nicht zwingend zur Lungenkrankheit Covid-19, sondern kann auch Hinterhaut- und Hirnentzündungen auslösen. Auf diese Möglichkeit hatten chinesische Forscher bereits hingewiesen , nun liefert der Fall eines 24-jährigen Japaners weitere Anhaltspunkte. Darüber berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.
Der Japaner hatte in den ersten acht Tagen seiner Erkrankung Müdigkeit, Kopfschmerz, Übelkeit und Fieber und suchte deswegen zwei Mal seinen Arzt auf. Der Mediziner vermutete zunächst eine Grippe, eine Lungenuntersuchung zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Am neunten Tag wurde der 24-Jährige von seiner Familie bewusstlos aufgefunden. Auf der Fahrt ins Krankenhaus bekam er mehrere epileptische Anfälle, außerdem zeigte er eine ausgeprägte Nackensteifigkeit, Hauptsymtok einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Die Diasgnose bestätigte das. In seinem Nervenwasser wurde schließlich Sars-CoV-2 nachgewiesen. Ein Abstrich der Rachenschleimhaut blieb hingegen ohne Fund von Viren-Erbgut. Offenbar hatte sich das Virus bei ihm über die Nervenbahnen ausgebreitet. Diese Fähigkeit der Viren erklärt möglicherweise, warum viele Patienten über Symptome wie Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns berichten.
10.04.2020
Wie fühlen Sie sich in der Coronakrise?
- Forscher der TU Dresden untersuchen, wie sich die Corona-Krise und ihre Folgen auf das soziale Leben und die psychische Gesundheit auswirken. "Welche Belastungen gehen für jeden Einzelnen damit einher? Wo liegen besondere Schwierigkeiten? Und wie entwickeln sich die Belastungen über die Zeit?", fasst Studienleiter Phillip Kanske vom Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie die zentralen Fragen zusammen. Freiwillige werden zur Teilnahme an einem Online-Fragebogen gebeten. Das Ziel sei, zu erfahren "welche Unterstützungen für welche Personen erforderlich ist. Dazu möchten wir über die nächsten Wochen eine Reihe von Fragen im wöchentlichem Abstand an die Teilnehmer stellen."
Gefragt wird nach grundlegenden Gefühlen gegenüber der Arbeit oder dem eigenen sozialen und familiären Umfeld. In einem zweiten Schritte geht es um die Auswirkungen der Coronakrise, unter anderem auf Arbeit und Sozialkontakte. Insgesamt dauert die Beantwortung aller Fragen im Schnitt rund 30 Minuten. Am Ende können die Befragten entscheiden, ob sie an weiteren kurzen Folgebefragungen (5 bis 10 Minuten) teilnehmen wollen. So wollen die Psychologen untersuchen, wie sich der Zustand im Verlauf der Krise entwickelt. Sie hoffen mit ihrer Studie mehr darüber zu erfahren, wo Unterstützung der Bevölkerung nötig ist.
09.04.2020
Forschungsteam will Zell-Infektion durch Viren live beobachten
- Mit einem Hochleistungsmikroskop will ein Forschungsteam in Erlangen den Vermehrungszyklus von Sars-CoV-2 Viren beobachten und ihre Reaktion auf verschiedene Medizinwirkstoffe.
Das Team um Vahid Sandoghdar, Institutsdirektor des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts, hofft, auf diese Weise mehr über das Virus herauszufinden: Zum Beispiel wie lange es dauert, bis ein Virus in eine menschliche Zelle eindringt, sich vermehrt und eine neue Virengeneration freisetzt. Bisher wird die Viren-Vermehrungsrate in Zellkulturen beobachtet. Das iScat-Mikroskop, mit dem in Erlangen gearbeitet wird, gibt nun Einblicke auf Zell-Ebene. Das hochempfindliche Gerät kann nicht nur Bilder erstellen, sondern auch filmen. Die Forscher haben das Mikroskop auf Fernsteuerung umgestellt, damit es keinerlei Kontaminationen ausgesetzt wird.
Verwirrung um Obduktionen
- Sollten möglichst viele an Covid-19 erkrankte Menschen, die gestorben sind, obduziert werden oder nicht? Ja, unbedingt, sagen die Fachgesellschaften für Pathologie. Das Robert-Koch-Institut hatte anfangs empfohlen, möglichst auf eine Obduktion zu verzichten aus Infektionsschutzgründen. Diese Empfehlung im Internet für die ein oder andere verschwörerische Theorie. Die Pathologen hielten die Empfehlung für übertrieben. Durch ihre Initiative ist Bewegung in die Sache gekommen. Auch Rechtsmediziner Professor Rüdiger Lessig von der Martin-Luther-Universität Halle war nach eigenen Angaben von der Empfehlung irritiert. Nur durch Obduktionen könne die Todesursache zweifelsfrei bestimmt werden.
Ausgehamstert - Marktforscher sehen Gewöhnung an Krisenmodus
- Die große Zeit der Hamsterkäufe in Deutschland ist Marktforschern zufolge erst einmal vorbei. "Es gibt eine Gewöhnung an den Krisenmodus", meint der Handelsexperte Robert Kecskes von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Allerdings pendele sich die Nachfrage bei bestimmten Waren wie Mehl, Reis, Nudeln, Seife nd Toilttenpapier auf höherem Nivau ein, beobachteten die Konsumforscher. Die Steigerung erklären sie damit, dass sich der frühere Konsum in Restaurants, Kneipen und Kantinen auf die eigenen vier Wände verlagert habe.
08.04.2020
Weltkarte der Hoffnung
- Weltweit nimmt nicht nur die Zahl der Covid-19-Patienten zu. Auch Forschungsprojekte, die an einer Lösung der Corona-Krise arbeiten werden immer mehr. Eine Webkarte aus Heidelberg gibt einen Überlick. Diese Karte der Hoffnung ist eine Weltkarte mit vielen bunten Punkten. Sie ist deswegen eine Karte der Hoffnung, weil die Punkte für Forschung stehen, genauer gesagt, klinische Forschung. Das heißt: Hier werden Studien am Menschen gemacht, zum neuartigen Coronavirus.
Modellrechnungen: Noch 10 Tage strenge Beschränkungen
- Zwei Untersuchungen von Forschern der Max-Planck-Gesellschaft geben Anlass zur Hoffnung. Wir werden bald das Maximum der Krankheitszahlen erreicht haben und können absehbar die Beschränkungen abbauen, so die Berechnungen der Forscher. "Ich finde es sehr ermutigend," so Viola Priesemann, die eine der Forschungsgruppen leitet, "dass wir mit einer starken Einschränkung, die in den kommenden zehn Tagen noch anhält, die Neuinfektionen soweit zurückdrängen könnten, dass wir danach mit Vorsicht, aber hoffentlich mit deutlich weniger Einschränkungen weitermachen können."
07.04.2020
Forscher: Ansteckungsrate flaut ab
- Forscher aus Thüringen und Westfalen zeigen online, wie hoch die Ansteckungsrate von Corona in Deutschland gerade ist. Ihr aktuelles Fazit: Der Shutdown funktioniert, die Ausbreitung von Covid-19 wird langsamer.
Zum gleichen Ergebnis kommt auch Professor Markus Scholz, ein Epidemiologe aus Leipzig. Er fordert für die Zeit nach dem Lockdown: Wir sollten uns stark an Südkorea orientieren. Das Robert Koch-Institut widerspricht den Zahlen.
Obdachlose besonders von Corona-Krise betroffen
- Neue Studien zeigen, welche Probleme Wohnungs- und Obdachlose derzeit haben - und wie ihnen geholfen werden kann. MDR Wissen beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.
In Deutschland sind seit Beginn der Coronavirus-Pandemie mehr als 2.000 Menschen nach einer Infektion gestorben. DHL will 4.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Außerdem müssen wir uns bei Behördenangelegenheiten auf längere Bearbeitungszeiten einstellen. Grund: In Behörden wird Recherchen von MDR aktuell zufolge intern umstrukturiert, damit die Mitarbeitenden keiner Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.
Teilchenbeschleuniger CERN im Corona-Einsatz
- Normalerweise werden am CERN, dem Teilchenbeschleuniger in der Schweiz, exotische Materieteilchen gesucht und die Grundfragen des Universums erforscht. Doch in Corona-Zeiten widmet sich die wissenschaftliche Community jetzt ganz praktischen Fragen. Und die reichen von der "Herstellung von Desinfektionsgel bis hin zu neuartigen Vorschlägen für Beatmungsgeräte, um die steigende klinische Nachfrage zu befriedigen", schreibt das CERN auf seiner Seite. Dafür hat die Einrichtung eine CERN-against-COVID-19-Taskforce gegründet. Die Gruppe möchte nach eigenen Angaben auf die zahlreichen Kompetenzen des CERN zurückgreifen und eng mit Experten aus den Bereichen Gesundheitswesen, Arzneimittelentwicklung, Epidemiologie und Notfallmaßnahmen zusammenarbeiten, um wirksame und gut koordinierte Maßnahmen zu gewährleisten.
Kontaktbeschränkungen beenden Grippewelle
- Das Ende der Grippewelle scheint erreicht: Die Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen halbieren erneut die Zahl der Grippeneuansteckungen. Die Verbreitung der Influenza sinke damit unter das messbare Niveau, so das RKI. Die Zahl der neu gemeldeten Grippeinfektionen in Deutschland ist in der letzten Märzwoche (21. bis 27.3.) auf 3.528 Fälle eingebrochen. Das geht aus dem aktuellen Influenza-Wochenbericht hervor, den das Robert Koch-Institut (RKI) mit seinen Partnern von der Arbeitsgemeinschaft Influenza herausgibt. Noch in der Woche zuvor waren es über 10.000, zum Höhepunkt Anfang März sogar über 25.000 Neuansteckungen.
06.04.2020
Mehr als 100.00 Corona-Infektionen in Deutschland bestätigt
- Die Datenbank des "Risklayer"-Projekts am Karlsruher Institut für Technologie meldet am Montagmorgen erstmals mehr als 100.000 Corona-Infizierte in Deutschland. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zählen die Forscher 5.236 laborbestätigte Infektionen. Die Angaben werden regelmäßig aktualisiert:
Tiger in den USA mit Corona infiziert
- In einem Zoo im New Yorker Stadtteil Bronx ist ein Tiger positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Das vierjährige Weibchen Nadia leide an einem trockenen Husten, teilten die Betreiber des zoologischen Gartens mit. Es werde sich aber voraussichtlich erholen.
Das ist der erste bekannte Fall eines Tieres in den USA, bei dem die Krankheit nachgewiesen wurde, und weltweit die erste bekannte Infektion bei einem Tiger. Auch bei drei weiteren Tigern und drei Löwen seien Symptome festgestellt worden, teilte der Zoo mit, der seit dem 16. März geschlossen ist.
05.04.2020
Auch ohne Husten oder Niesen verteilen wir Viren
- Operations-Masken können offenbar Corona- oder Influenza-Viren von Atemwegserkrankten auffangen. Zu diesem Schluss kommt ein Team der chinesischen Universität Hongkong. Die Forschenden hatten die Atemwegsluft von Menschen mit gängigen Corona- oder Influenzaviren analysiert, um zu sehen, ob Viren nur über Husten und Niesen abgesondert werden oder die Viren auch in der Atemluft stecken. Das unterscheidet die Forschung von anderen, die Virenvorkommen aus Tröpfchen von Husten oder Niesen untersucht hatten, die in Schutzmasken aufgenommen wurden. Die neue chinesische Studie zeigt, dass Menschen mit Erkältungserkrankungen auch ohne zu husten oder zu niesen, signifikante Mengen von Viren ausstoßen. Das legen die Analysen ihrer Atemschutzmasken, die sie für die Studie getragen hatten, nahe. Die komplette Studie, die im Fachmagazin nature veröffentlicht wurde, können Sie hier nachlesen.
Stiefkind Telemedizin - Corona deckt Rückstand auf
- Seit Beginn der Pandemie verzeichnen Fernbehandlungen ein enormes Wachstum. Das Münchner Unternehmen Jameda, bekannt für sein Arztbewertungsportal, berichtet, die Nachfrage nach Videosprechstunden auf seiner Plattform sei innerhalb eines Monats um das Zehnfache gestiegen.
2015 von der Politik im E-Health-Gesetz verabschiedet, nimmt die Telemedizin erst jetzt Fahrt auf. In Corona-Zeiten werden unbürokratischeschnelle Lösungen gefunden, seit kurzem ist z.B. die Deckelung für Ärzte und Psychotherapeuten weggefallen, dass sie höchstens zwanzig Prozent ihrer Behandlungen als Videosprechstunde abrechnen dürfen. Trotzdem gibt es noch Haken, wie die technische Ausstattung von Patienten und Ärzten.
Für die Ärzte ist es aufwendig, die Technik zu installieren. Da alle Ärzte ausgelastet sind und sich das finanziell nicht lohnt, wird es wenig in Anspruch genommen.
- Neuinfektionen rückläufig
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland ist leicht rückläufig. Das Robert Koch-Institut registrierte am Samstag 5.936 neue Ansteckungen. Im Vortagsvergleich seien das erneut etwa 100 Fälle weniger gewesen. Bundesweit gibt es dem Institut zufolge RKI in Deutschland 91.714 bestätigte Infektionen und 1.342 Todesfälle.
04.04.2020
Sommersemester - findet statt. Aber wie?
Die vorlesungsfreie Zeit endet kommende Woche, an Hochschulen und Universitäten steht das Sommersemester an. Doch das Coronavirus zwingt zum Umdenken. Mehrere Universitäten setzen auf digitales Lernen von Zuhause aus, andere haben den Start verschoben. An der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg gilt zum Beispiel derzeit: Studenten müssen draußen bleiben. Nur Mitarbeiter, die einen Schlüssel haben, dürfen ins Gebäude. Das soll mindestens bis 20. April so bleiben, so lange ist Präsenzlehre an Universitäten und Hochschulen in Sachsen-Anhalt ausgesetzt. Rektor Jens Strackeljan hält auch weitere Verschiebungen für denkbar:
Wo es jetzt nicht geht, werden wir ins Wintersemester ausweichen müssen.
Diese Option sei für praktische Prüfungen denkbar, allerdings nur, wenn die Studierenden ohnehin im Wintersemester immatrikuliert sind. - Kritik über den Stand der digitalen Lehre kommt aus den Reihen der Studierenden. Standards für die digitale Lehre gibt es noch nicht.
- Corona als Lehre für die Zukunft?
Wir müssen die derzeitige Erfahrung mit Corona als Hinweis aus der Zukunft sehen, sagt Zukunftsforscher Matthias Horx:
Aus einer Zukunft, in der wir auch handlungsfähiger werden als Weltgesellschaft. Das Verblüffende an der Erfahrung dieser Krise könnte sein, dass wir gewissermaßen geübt haben für die Veränderungen, die in Zukunft sowieso vor uns liegen.
Andere Philosophen und Zukunftsforscher sehen die Lernfähigkeit der Menschheit dagegen eher kritisch.
- Weltweite Antikörpertests sollen Ausmaß der Virus-Infektionen zeigen
Mehr als ein Dutzend Länder weltweit nehmen an einem WHO-Programm Solidarity II, das die WHO koordiniert. Das Programm will das tatsächliche Ausmaß von Coronavirus-Infektionen ermitteln. Um Studien aus verschiedenen Ländern vergleichen zu können, hat die WHO Standardprotokolle entwickelt. In Deutschland hat die Universität Bonn eine Antikörperstudie an 1.000 Menschen in Heinsberg, gestartet.
- Homeoffice gefährlich für Stoffwechsel
Arbeiten im Homeoffice kann bei Erwachsenen den Stoffwechsel durcheinanderbringen. Darauf weist die Chemnitzer Sportwissenschaftlerin Dr. Carolin Schulze hin. Sie warnt, verlängerte Sitzzeiten seien gefährlich. Aus Studien sei bekannt, dass lange Sitzzeiten das Risiko für Diabeteserkrankungen erhöhe. Auch wer mit einer Grundfitness und einem enstsprechen aktiven Stoffwechsel in den Corona-Heimarbeit gestartet sei, müsse diese pflegen, sonst schalte der Körper nach ein paar Wochen auf "Reserve-sammeln" um, und legt Fett-Vorräte an.
- Statistik über Infektionen von Medizinpersonal
Wie viele Menschen im medizinischen Bereich sind selbst mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert? Dazu gibt es noch keine Zahlen. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert jetzt ein elektronisches Meldesystem für infizierte Mitarbeiter in Kliniken. Das Robert Koch-Institut schätzt, dass mindestens 2.300 Ärzte und Pfleger infiziert sind - bezogen auf Kliniken.
03.04.2020
Zahlen zeigen derzeit nur Momentaufnahmen
- Japanische Biomathematiker haben aus Daten aus Wuhan und von Bürgern, die von dort zurückgeholt worden waren, das Übertragungspotential der Viren berechnet. Demnach lag im Zeitraum 2019-2020 die Ansteckungsrate bei 5, nach den Interventionen im Gesundheitswesen bei 0,5. Der Chemnitzer Infektiologe Dr. Thomas Grünwald sagte im Gespräch mit MDR Wissen: "Das ist eine mathematische Bestätigung dafür, dass man die Sterblichkeit durch Covid drücken kann, wenn man die Absonderungsmaßnahmen sehr konsequent betreibt." Bezogen auf die vielen verschiedenen und immer neuen Zahlen über Ansteckungs- und Mortalitätsraten, sagt der Medzinier: "Erfassungen während einer Pandemie zeigen immer nur Momentaufnahmen". Erst Metastudien danach, die die vielen Einzelbefunde nach deren Ende beleuchten, würden Klarheit über das Ausmaß zu schaffen.
Corona- die Erde schwingt leiser
- Weniger Verkehr, weniger Schadstoffe, blauer Himmel ohne Kondensstreifen – die Nebenwirkungen der Corona-Krise auf die Umwelt sind messbar. Die Tatsache, dass Millionen Menschen Zuhause festsitzen, hat offenbar einen messbaren Einfluss auf die Schwingungen der Erde: unser Planet wird ruhiger. Forscher haben herausgefunden, dass die Schwingungen der Erdkruste, die wir verursachen, seit dem Shutdown um 30 bis 50 Prozent reduziert. Im Fachmagazin "DailyScience Brussels" sagt Thomas Leloq, Seismologe am Königlichen Observatorium von Belgien in Brüssel: "Das Hintergrundgeräusch ist so gering, dass wir Studien in Betracht ziehen können, die normalerweise nicht möglich wären."
Verfassungsrechtler warnen vor Eingriffen in Bürgerrechte
- Verfassungsrechtler haben Bund und Länder vor unverhältnismäßigen Eingriffen in die Bürgerrechte gewarnt. Der Berliner Rechtsexperte Hartmut Aden sagte MDR AKTUELL, die Bundesländer hätten Regelungen auf Basis des Infektionsschutzgesetzes erlassen, die sehr weitreichende Eingriffe zuließen. Man müsste eigentlich täglich neu prüfen, ob sie für das Gesundheitsziel unbedingt erforderlich seien.
Zwei Bundesländer hätten vorgeschrieben, dass man immer einen Ausweis dabei haben müsse. Das sei vom Infektionsschutzgesetz gar nicht gedeckt.
Datenbank für Intensivbetten
- Um einen möglichst vollständigen Überblick zu haben, welches Krankenhaus wie viele Intensivbetten hat und wie viele davon frei oder belegt sind, hat die deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) in den vergangenen Tagen das sogenannte DIVI-Intensivregister aufgebaut. In diese Datenbank können Kliniken ihre intensivmedizinischen Kapazitäten und die intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Fälle eintragen.
02.04.2020
UN-Klimakonferenz wegen Corona verschoben
- Die UN-Klimakonferenz wird wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben. Das teilte die britische Regierung am Mittwochabend mit. Die Konferenz sollte eigentlich im November im schottischen Glasgow stattfinden. Die Entscheidung sei gemeinsam von den Vereinten Nationen und den beiden Veranstaltern, Großbritannien und Italien, getroffen worden, hieß es in der Mitteilung. Die Konferenz soll nun im kommenden Jahr abgehalten werden. Das genaue Datum stehe aber noch nicht fest. Der diesjährige UN-Klimagipfel galt als besonders wichtig: Die Staaten sollten dort ehrgeizigere Klimaschutz-Pläne vorlegen.
Dresdner Forscher arbeitet an App gegen Corona-Ausbreitung
- Mehr als 130 Wissenschaftler arbeiten gemeinsam an einer App, die die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen soll. Auch ein Forscher aus Dresden ist daran beteiligt und erklärt im MDR-Gespräch, wie das funktionieren soll. In Singapur wird eine derartige App bereits genutzt. 21 Tage lang erfasst die App über den Funkstandard Bluetooth die Mobilfunkdaten von allen Personen, die sich in der Nähe des einzelnen Smartphone-Nutzers aufhalten. Gemeint sind damit jene Menschen, die ebenfalls "Trace Together" auf dem Handy installiert haben. Das sind nach Informationen des ARD-Korrespondeten immerhin bislang ein knappes Fünftel aller Singapurer.
01.04.2020
Shutdown reduziert Stickoxide über Europa
- Bereits vor einigen Wochen zeigten Daten des Esa-Umweltsatelliten Sentinel 5P, dass der Corona bedingte Shutdown der Umwelt in China nützt. Die Luft enthielt bis zu 40 Prozent weniger Stickoxide (NOx). Den gleichen Effekt stellen die Wissenschaftler der Raumfahragentur jetzt auch für Europa fest. Dabei verglichen sie die Stickoxidkonzentrationen zwischen dem 14. und dem 15. März 2020 mit den Durchschnittswerten des März 2019. Ob über Paris, Madrid oder Mailand, überall sind die NOx-Werte deutlich geringer, als im Vorjahr. Da die Stickoxidkonzentrationen auch von der Wetterlage abhängen, müssen die Daten für mindestens zehn aufeinanderfolgende Tage vorliegen, um einen Effekt durch menschliches Handeln zu belegen.
Politiker und Wissenschaftler streiten über Mundschutz
- Erste Kommunen planen Regelungen, in der Öffentlichkeit Mundschutz zu tragen. Das führt gerade zu einer neuen Diskussion - in der Politik und der Wissenschaft. Das Problem dabei ist, dass es praktisch keine Studien gibt, die Vor- oder Nachteile des Tragens von Masken untersucht haben. Aktuelle Daten aus Kontaktüberwachungen legen jedoch nahe, dass die Hälfte der Ansteckungen mit Sars-CoV-2 erfolgen, bevor die infizierte Person Symptome zeigt. Deshalb sehen viele Forscher den Mundschutz als wichtig an. Infizierte, die z.B. noch keine Symptome zeigen, könnten so die anderen schützen.
cms/dpa/gpens
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 20. Januar 2020 | 19:30 Uhr