Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Luftschutzalarm in gesamter Ukraine

31. Dezember 2022, 22:46 Uhr

Russland hat die Ukraine erneut mit Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. Die ukrainische Führung sprach von 20 Raketen, von denen man zwölf abgefangen habe. Für das gesamte Land wurde Luftschutzalarm ausgelöst. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat seinen Mitbürgern ein "Jahr des Sieges" gewünscht. Russlands Präsident Putin warf dem "Westen" mit Blick auf das Minsker Abkommen "Lüge" vor. Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg und die Folgen im Newsblog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig überprüft werden können.

22:46 Uhr | Neuer russischer Drohnenangriff auf die Ukraine

Kurz vor dem Jahreswechsel ist in der Ukraine der Einflug sogenannter Kamikaze-Drohnen aus Russland gemeldet worden. Für die Städte Odessa und Mykolajiw im Süden sowie Dnipro im Zentrum des Landes wurde Luftalarm ausgelöst, berichtete die Agentur Unian am Samstagabend. Der Militärverwalter von Mykolajiw, Vitali Kim, berichtete von zwei Formationen von Drohnen, die in seinem Gebiet gesichtet worden seien. Die Luftabwehr habe das Feuer auf die Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion eröffnet

21:25 Uhr | Selenskyj wünscht Ukrainern ein "Jahr des Sieges"

In einer kurzen Glückwunschbotschaft zum Jahreswechsel hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Mitbürgern ein frohes neues Jahr und das "Jahr unseres Sieges" gewünscht. "Heute Wunder wünschen? Die Ukrainer haben sie schon lange geschaffen", schrieb Selenskyj. Dazu postete er auf Telegram ein Foto von sich und seiner Frau Olena vor einem bescheiden geschmückten Weihnachtsbaum. In Anspielung auf die russischen Angriffe auf die Energieversorgung der Ukraine, fügt er hinzu, dass Licht in jedem Menschen zu finden sei, auch wenn es keinen Strom gebe.

20:39 Uhr | Putin wirft dem Westen "Lügen" vor

Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem Westen "Lügen" vorgeworfen. In seiner Neujahrsansprache sagte er, die westlichen Eliten hätten jahrelang ihre friedlichen Absichten zur Lösung des Donbass-Konflikts in heuchlerischer Weise versichert. "Der Westen hat gelogen, was den Frieden angeht und sich auf eine Aggression vorbereitet. Und er schämt sich heute nicht einmal mehr, das offen zuzugeben." Ohne sie beim Namen zu nennen bezog sich Putin dabei wohl auch auf die deutsche Ex-Kanzlerin Angela Merkel. Die CDU-Politikerin hatte kürzlich in Interviews mit deutschen Zeitungen erklärt, der unter ihrer Mitwirkung im Minsker Abkommen vereinbarte Friedensplan für den Donbass sei auch geschlossen worden, um der "Ukraine Zeit zu geben", damit sie wieder erstarken konnte.

17:08 Uhr | Russland und Ukraine tauschen 200 Kriegsgefangene aus

Russland und die Ukraine haben mehr als 200 Kriegsgefangene ausgetauscht. Russland habe 140 Personen an die Ukraine übergeben. Wie der ukrainische Stabschef Andrij Jermak mitteilte, handelt es sich um 132 Männer und acht Frauen. Einige von ihnen seien in Mariupol oder auf der Schlangeninsel im Einsatz gewesen. Das russische Verteidigungsministerium hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass die Ukraine 82 russische Soldaten freigelassen habe.

12.46 Uhr | Alarm vor Luftangriffen in gesamter Ukraine

Kurz vor den Neujahrsfeierlichkeiten hat Russland die Ukraine erneut mit Dutzenden von Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. In Kiew waren am Samstag rund ein halbes Dutzend Explosionen - mutmaßlich ausgelöst von der Flugabwehr - zu hören, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur aus dem Zentrum der Hauptstadt berichtete.

Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von Zerstörungen. Einsatzkräfte und medizinisches Personal seien unterwegs. Im gesamten Gebiet der Ukraine ist Luftschutz-Alarm ausgelöst worden. Vertreter örtlicher Behörden forderten die Bürger auf, Schutz zu suchen. Der ARD-Reporter Vassili Golod schrieb auf Twitter, dass viele Explosionen im Zentrum von Kiew zu hören sind. "Es herrscht Luftalarm in vielen Regionen des Landes."

11:24 Uhr | Russland dürfte Jahreswechsel für Raketenangriffe nutzen

Die russischen Raketenangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur könnten nach Einschätzung britischer Militärexperten über den Jahreswechsel intensiviert werden. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London zum Ukraine-Krieg am Samstag hervor.

Demnach erfolgten die Schläge bisher in Abständen von sieben bis zehn Tagen. "Russland wird dieses Muster beinahe sicher fortsetzen, um die ukrainische Luftverteidigung zu überfordern", so die Mitteilung. Aber es gebe "eine realistische Möglichkeit", dass Russland in den kommenden Tagen zusätzlich noch einmal zuschlage, "um die Moral der ukrainischen Bevölkerung über die Neujahrsperiode zu brechen", hieß es weiter.

10:21 Uhr | Osteuropa-Experte wirft Bundesregierung fehlende Weitsicht vor

Deutschland muss nach Ansicht des Osteuropa-Experten Stefan Meister einen politischen Wandel in Russland anstreben. "Tiefer Regime Change in Moskau muss ein Ziel deutscher und europäischer Außen- und Sicherheitspolitik sein", sagte der Politologe von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik dem "Spiegel". Der Bundesregierung warf er vor, nach wie vor keine langfristige Strategie im Umgang mit Russland zu haben.

Seit dem Angriff auf die Ukraine habe Bundeskanzler Olaf Scholz zwar mit dem langjährigen Kurs von "Wandel durch Handel" gebrochen, aber an die Stelle sei ein "System von systematischer Verantwortungslosigkeit" getreten, kritisierte der Politologe. Scholz "versteckt sind hinter Institutionen wie der EU und der Nato". Deutschland drohe so in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.

09:47 Uhr | Selenskyj bedankt sich auf Deutsch bei Kanzler Scholz

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zum Jahresende bei Bundeskanzler Olaf Scholz für dessen Unterstützung und den neuen sicherheitspolitischen Kurs Deutschlands bedankt – mit einem Tweet auf Deutsch.

«Waffenlieferungen, Schutz für mehr als eine Million Ukrainer:innen, G7-Präsidentschaft mit Ukraine-Fokus, finanzielle & technische Hilfe, EU-Kandidatenstatus. Danke für die Zeitenwende, Herr Bundeskanzler!», schrieb er am Samstag auf Twitter.

08:15 Uhr | Merkels ehemaliger Berater räumt Fehler bei Russland-Politik ein

Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz und ehemalige außenpolitische Berater von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, Christoph Heusgen, hat Fehler in der Russland-Politik während seiner Amtszeit eingeräumt. Zwar sei durch die Pipeline Nord Stream 2 nie Gas geströmt, "aber wenn Sie mich fragen – ja, im Nachhinein war das ein Fehler", sagte Heusgen der "Welt am Sonntag". 

Die Bundesregierung habe sich 2015 für das deutsch-russische Pipeline-Projekt entschieden, weil man nach dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima rasch aus der Atomenergie aussteigen wollte und russisches Gas die schnellste und preiswerteste Lösung gewesen sei, erläuterte Heusgen. "Die SPD und die Wirtschaft" seien "sehr dafür" gewesen.

04:50 Uhr | Lehrkräfte in Deutschland "am Limit"

Vertreter der Gymnasien fordern wegen der vielen aufgenommenen ukrainischen Schülerinnen und Schüler zusätzliche Unterstützung. Ressourcen müssten dringend schneller bereitgestellt werden, sagte der Vorsitzende der Bundesdirektorenkonferenz Gymnasien, Arnd Niedermöller, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir können nicht anderthalb Jahre warten, bis die neuen Schülerzahlen in der Statistik auftauchen und wir mehr Lehrkräfte einstellen können."

Die Lehrkräfte stellten sich ihren Aufgaben mit voller Hingabe und seien am Limit, sagte Susanne Lin-Klitzing, die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, der die Gymnasiallehrkräfte vertritt. Bei einer Umfrage der beiden Verbände, gaben etwa die Hälfte der 350 Befragten Schulleitungen an, dass sie ukrainische Schüler aufgenommen hätten, aber keine zusätzlichen Kräfte für den Unterricht eingestellt worden seien.

00:00 Uhr | Newsblog am Samstag, 31. Dezember 2022

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

Mehr Politik in Osteuropa

Mehr aus Osteuropa

Nachrichten

Handyaufnahme des Absturzes 1 min
Den Behörden zufolge sei der 240 Meter hohe Fernsehturm Ziel eines russischen Luftangriffes gewesen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 22.04.2024 | 20:32 Uhr

Der Fernsehturm von Charkiw im Nordosten der Ukraine ist in zwei gebrochen und zu Boden gefallen. Den Behörden zufolge sei der 240 Meter hohe Fernsehturm Ziel eines russischen Luftangriffes gewesen.

Mo 22.04.2024 20:22Uhr 00:31 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-ukraine-charkiw-fernsehturm-explosion-abgestuerzt-russland-krieg100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Feuerwehrleute löschen ein Feuer nach einem russischen Angriff. 1 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Yevhen Titov
1 min 14.04.2024 | 20:22 Uhr

Bei einem russischen Angriff auf Charkiw sind nach Angaben ukrainischer Behörden 17 Menschen verletzt worden. Demnach schlugen zwei Raketen im Zentrum der zweitgrößten Stadt der Ukraine ein und zerstörten Wohngebäude.

Mi 17.01.2024 08:33Uhr 00:34 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-ukraine-angriff-charkiw100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video