Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Ukraine startet Rückeroberungsoffensive der Region Cherson

29. August 2022, 22:45 Uhr

Das ukrainische Militär hat angekündigt, mit einer Großoffensive die Stadt Cherson im Süden des Landes zurückzuerobern. Russische Truppen sollen auf das andere Ufer des Dnipro zurückgedrängt werden. Mit einem neuen Abwehrsystem will Bundeskanzler Olaf Scholz die Luftverteidigung Europas stärken. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind offenbar auf dem Weg in das russisch besetzte Kernkraftwerk Saporischschja. Aktuelle Nachrichten zum Ukraine-Krieg und den Folgen im Newsblog.

Unser Ukraine-Newsblog am Montag, 29. August 2022, endet hier. Vielen Dank für Ihr Interesse. Über die aktuellen Entwicklungen informieren wir Sie wieder am Dienstag.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

21:43 Uhr | Ukraine startet Großoffensive zur Rückeroberung von Cherson

Die Ukraine hat eine Großoffensive zur Rückeroberung der seit Monaten von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson im Süden des Landes gestartet. In der gesamten Region liefen "starke Artillerieangriffe auf feindliche Stellungen", sagte Serhij Chlan, Abgeordneter und Berater des Regionalgouverneurs, am Montag.

Ziel der Offensive ist es demnach, die russischen Truppen auf das andere Ufer des Dnipro zurückzudrängen und die Stadt Cherson zurückzuerobern. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Abend, die Ukrainer hätten "schwere Verluste" erlitten. Die Angaben konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

Nachrichten

Der frühere NATO-General und Generalleutnant a.D. Erhard Bühler 45 min
Bildrechte: MDR / Erhard Bühler

20:29 Uhr | Bulgarien verhandelt mit Gazprom über Wiederbelebung von Gasvertrag

Bulgarien hat zur Bewältigung der Gasknappheit Gespräche mit dem russischen Staatskonzern Gazprom zur Wiederbelebung eines Vertrags aufgenommen. "Als geschäftsführende Regierung wollen wir das zu Ende führen, was wir als Vereinbarung bereits haben", sagte der amtierende Regierungschef Galab Donew am Montagabend in einem Fernsehinterview. Gazprom hatte alle Lieferungen an Bulgarien Ende April trotz eines bis Ende 2022 laufenden Vertrags eingestellt, da die damalige prowestliche Regierung in Sofia Zahlungen in Rubel abgelehnt hatte.

Es gebe keinen geopolitische Kurswechsel, sagte Donew zu Vorwürfen aus dem früheren Regierungslager. Die Übergangsregierung wolle die außenpolitische Ausrichtung des EU- und Nato-Mitglieds nicht verändern. Es gehe nicht um Verhandlungen mit Gazprom über neue Verträge, sondern um die Absicherung der gesamten Heizsaison. Gazproms Antwort wurde noch am Montag erwartet.

Demonstranten protestierten unterdessen am Regierungssitz in Sofia gegen eine Zusammenarbeit Bulgariens mit Gazprom. Sie errichteten mehrere Zelte für einen längeren Protest. Am 2. Oktober wird Bulgarien ein neues Parlament wählen.

19:53 Uhr | Übergelaufener Parlamentsabgeordneter Kowaljow ermordet

Ein zu Russland übergelaufener ukrainischer Abgeordneter ist in der besetzten Südukraine ermordet worden. Der Parlamentarier Olexij Kowaljow sei vorläufigen Erkenntnissen zufolge in seinem Haus erschossen worden, teilten die russischen Strafermittlungsbehörden am Montag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Auch seine Freundin sei dem Anschlag zum Opfer gefallen. Ukrainischen Angaben nach starb sie infolge einer Messerverletzung im Krankenhaus. Zuvor hatten bereits mehrere ukrainische Vertreter von dem Anschlag und dem Tod des Abgeordneten berichtet. Über die Hintergründe ist bisher nichts bekannt.

19:08 Uhr | Prager Radio- und Fernsehsender liefert weiterhin Berichterstattung über Krieg

Der US-finanzierte Sender "Radio Free Europe" sendet rund um die Uhr aus Prag. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beherrscht dieses Thema nahezu jedes Format des Senders. Für Menschen in Russland ist es seit Februar immer schwieriger, Informationen außerhalb der Staatsgrenzen zu bekommen. Der Sender will dem entgegenwirken.

Der Krieg macht es jedoch zuliefernden Mitarbeitenden immer schwieriger, journalistisch zu arbeiten, da die Pressefreiheit in Russland so stark eingeschränkt ist. Moskau hat die Internetseite des Senders blockieren lassen, nur mit Apps und Computerprogrammen können die Sperren umgangen werden. Diese Werkzeuge werden auch genutzt: Seit Kriegsbeginn erreicht "Radio Free Europe" zwei- bis dreimal so viele Menschen wie zuvor.

16:24 Uhr | Ringtausch: Tschechien erhält deutsche Leopard-Panzer

Tschechien erhält 14 deutsche Leopard-2-Kampfpanzer und einen Bergepanzer Büffel als Ausgleich für an die Ukraine gelieferte T72-Panzer sowjetischer Bauart. Das gab Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag in Prag nach einem Treffen mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala bekannt.

Es ist der zweite Panzer-Ringtausch zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte nach einer ähnlichen Vereinbarung, die das Bundesverteidigungsministerium vergangene Woche mit der Slowakei abgeschlossen hat.

12:33 Uhr | Scholz will neues Luftverteidigungssystem für Europa

Bundeskanzler Olaf Scholz will gemeinsam mit europäischen Nachbarn ein neues Luftverteidigungssystem aufbauen. Das sagte Scholz in einer Rede an der Karls-Universität in Prag. Ein gemeinsam aufgebautes System wäre ein Sicherheitsgewinn für ganz Europa. Zudem wäre es kostengünstiger und effizienter als nationale Lösungen. Scholz sagte außerdem, bei der Verteidigung gegen Bedrohungen aus der Luft und aus dem Weltraum habe Europa einen "erheblichen Nachholebedarf".

Er kündigt an, Deutschland werde in den kommenden Jahren erheblich in die Luftverteidigung investieren. Dies solle von Beginn an so gestaltet werden, dass sich europäische Nachbarn beteiligen könnten und dass die neuen Fähigkeiten auch im Nato-Rahmen einsetzbar seien, sagte Scholz. Das Geld dafür könnte aus dem bereits angekündigten 100-Milliarden-Euro Topf für die Modernisierung der Bundeswehr kommen.

11:58 Uhr | Scholz: Stärkere deutsche Hilfe bei Aufbau ukrainischer Verteidigung

Bundeskanzler Olaf Scholz hat vorgeschlagen, dass Deutschland sich vorrangig um die Luftabwehr und Artillerie der ukrainischen Streitkräfte kümmert. Bei einem Besuch in Prag sagt Scholz, dass man gerade ein neues Waffenpaket im Wert von 600 Millionen Euro zugesagt habe. Man brauche eine dauerhafte und verlässliche Unterstützung der ukrainischen Armee.

"Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass Deutschland besondere Verantwortung beim Aufbau der ukrainischen Artillerie und Luftverteidigung übernimmt", sagt er. "Auf solch ein System der koordinierten Unterstützung sollten wir uns schnell verständigen." Man werde diese Unterstützung aufrechterhalten, "verlässlich und vor allem: so lange wie nötig". Er werde zusammen mit der EU-Kommission zu einer Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine am 25. Oktober in Berlin einladen, sagt Scholz.

09:31 Uhr | Russland plant großes Militärmanöver

Mehr als 50.000 Soldaten werden sich in dieser Woche an einem geplanten großen russischen Militärmanöver beteiligten. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Bei der Übung "Wostok 2022" ("Osten 2022") sollen zudem 5.000 Waffen und militärische Ausrüstung zum Einsatz kommen sowie 140 Flugzeuge und 60 Kriegsschiffe und andere Boote. Das Manöver beginnt demnach an diesem Donnerstag und endet Mittwoch nächster Woche. Es soll auf Truppenübungsplätzen in Ostsibirien und im Fernen Osten sowie im Japanischen Meer stattfinden.

08:05 Uhr | Nehammer: Strompreis-"Irrsinn" stoppen

Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer hat sich für eine Deckelung der zuletzt stark gestiegenen Strompreise in der EU ausgesprochen. Der ÖVP-Politiker sagte, man müsse den Irrsinn stoppen, der sich aktuell auf den Energiemärkten abspiele. Das gehe nur durch eine europäische Lösung. Russlands Präsident Putin dürfe nicht länger jeden Tag über den europäischen Strompreis entscheiden. Konkret forderte Nehammer, den Strompreis vom Gaspreis zu entkoppeln. Dann würde sich der Strompreis wieder an die tatsächlichen Kosten der Erzeugung annähern.

Derzeit gilt in der EU am Strommarkt das sogenannte Merit-Order-Prinzip. Demnach bestimmen die teuersten Kraftwerke allein über den Preis. Aktuell sind das die Gaskraftwerke.

07:05 Uhr | IAEA-Team will AKW inspizieren

Ein Experten-Team der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) ist auf dem Weg ins ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. Das teilte IAEA-Chef Rafael Grossi auf Twitter mit. Die Mission unter seiner Führung werde spätestens diese Woche am AKW eintreffen. Die Experten sollen nach dem wiederholten Beschuss des Atomkraftwerks Schäden und Sicherheitssysteme untersuchen. Das größte Atomkraftwerk Europas war in den vergangenen Wochen immer wieder angegriffen worden. Russland und die Ukraine machen sich dafür gegenseitig verantwortlich.

06:35 Uhr | Experte: Deutschland kann nur wenig für AKW-Sicherheit tun

Der Osteuropa-Experte Alexander Libman sieht derzeit kaum Möglichkeiten Deutschlands, angesichts der Kämpfe um das Atomkraftwerk Saporischschja deeskalierend auf Russland und die Ukraine einzuwirken. Der Politikwissenschaftler von der TU Berlin sagte MDR AKTUELL, man habe eine sehr große Eskalation in der Ukraine, die schon seit Monaten ablaufe. Es gebe keine konkreten Instrumente, mit denen die Bundesregierung die Lage kurzfristig verändern könnte. Das gelte nicht nur für die russische Seite. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass die ukrainische Seite auf die Position der deutschen Regierung in irgendeiner Weise reagieren würde.

Der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, sieht vor allem die Vereinten Nationen gefordert. Trittin sagte, die Frage um das AKW sei nicht einseitig zu lösen. Das sei eine Frage, die klassisch die Strukturen der UNO herausfordere.

06:00 Uhr | Newsblog am Montag, 29. August 2022

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. August 2022 | 06:00 Uhr

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