Sowjetische Panzer am 17.6.1953 auf dem Marktplatz in Leipzig
Die Geschehnisse am 17. Juni 1953 in Leipzig erzählt die erste Podcastfolge von "Ein halber Tag Freiheit". Bildrechte: MDR/picture-alliance / dpa

Streaming-Highlights Fünf Podcasts über Zeitgeschichte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

23. Februar 2024, 04:00 Uhr

Jeden Tag entstehen in der ARD Stunden von Podcasts, Hörspielen und Dokus. Da in der ARD Audiothek eine Auswahl zu treffen, ist gar nicht so leicht. Darum stellen wir alle zwei Wochen besondere Highlights zum Streaming vor. Dieses Mal beleuchten wir Vergangenes. In diesen Podcasts und Features werden Ereignisse und Persönlichkeiten aufgerollt, die Mitteldeutschland geprägt haben.

Mit einem Klick direkt zu den besten Podcasts, Dokus und Hörspielen in der Audiothek – unsere Tipps können Sie auch regelmäßig in Ihr Postfach bekommen: Hier anmelden und diesen Artikel kostenfrei als Newsletter erhalten.

Tripperburgen: Verschwiegene DDR-Geschichte

Das Haus mit seiner dunklen Geschichte liegt versteckt in einer verwinkelten Seitenstraße am Marktplatz in Halle. Nur ein paar Häuser weiter habe ich mal gewohnt, beinahe täglich bin ich hier mit dem Rad vorbeigefahren, an der Kleinen Klausstraße Nummer 16. Die Ruine wirkte irgendwie unheimlich, wie es auch im Feature von Irene Schulz zu dem Ort heißt.

Nicht nur von Außen, auch im Inneren steckt eine bedrückende Geschichte hinter der "Poliklinik Mitte". Hier wurden in der sogenannten venerologischen Station in der DDR Frauen und Mädchen zwangseingewiesen und misshandelt, um sie zu "sozialistischen Persönlichkeiten" umzuerziehen. Eine Betroffene und Forschende kommen zu Wort in diesem nachdenklichen und atmosphärischen Feature, das so viel mehr erzählt als der unscheinbare Gedenkstein vor dem jetzigen Wohnhaus.

Eine Zeichnung von einem dreistöckigem Gebäude mit lila Akzenten
In die Kleine Klausstraße 16 wurden in der DDR Frauen und Mädchen mit dem Vorwand einer Geschlechtskrankheit zwangseingewiesen. Bildrechte: Irene Schulz

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Kleine Klaus 16 – Halle, die "Tripperburg" und ich
Ein Storytelling-Feature, 54 Minuten, 2024
Produktion: Universität Halle-Wittenberg

17. Juni: Kampf um Freiheit

Bleiben wir noch kurz in der DDR. Der 17. Juni 1953 war ein Tag voller Hoffnungen und schwerer Schicksale. Was geschah an dem Tag, an dem Arbeiter, Bauern und Handwerker auf die Straße gingen? Der Podcast "Ein halber Tag Freiheit - Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR" von MDR AKTUELL nähert sich diesem besonderen Tag in der ostdeutschen Geschichte mit vier persönlichen Geschichten.

Pierre Gehmlich und Björn Menzel sprechen mit Zeitzeugen, Angehören und Forschenden. Vom jüngsten Todesopfer aus Leipzig, einem 15-jährigen Lehrling oder vom Prozess gegen einen Gärtner aus Magdeburg, der mit Todesstrafe durch die Guillotine endete, erzählen sie faktenreich und gleichzeitig berührend.

Ein Panzer in einer Menschenmenge
Was geschah am 17. Juni 1953 in Leipzig, Halle oder Magdeburg? Der Podcast gibt Antworten mit ergreifenden Geschichten. Bildrechte: MDR/dpa

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Ein halber Tag Freiheit - Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR
Ein Podcast mit vier Folgen
Produktion: MDR AKTUELL

Bauhaus: Eine der berühmtesten Schulen der Welt

Große Künstlerpersönlichkeiten wie Lyonel Feininger, Johannes Itten, Paul Klee oder Wassily Kandinsky prägten das Bauhaus. Bis heute faszinieren uns die Errungenschaften der außergewöhnlichen Kunsthochschule, sei es mit ihren Werken von Breuers Freischwinger bis Wagenfelds Leuchte oder die besondere Art der Ausbildung.

Das Feature "Bauhaus – Schule des neuen Denkens" nimmt uns mit in die Gründungszeit der weltberühmten Schule. 1919 kommt Walter Gropius nach Weimar und schafft mit seinen Ideen der Verknüpfung von Kunst und Handwerk etwas, das ihn weit überdauern wird. Eine Schule, an der auch Studierende lehren und Frauen lernen dürfen, stößt allerdings auch auf viel Widerstand.

Diesen Weg der Bauhaus-Anfänge zwischen enthusiastischem Aufbruch und Rückschlägen durch konservative Kräfte lässt das Feature – gesprochen vom unvergleichlichen Rufus Beck – lebendig werden.

Bauhaus-Universität Weimar
In Henry van de Veldes Schulgebäuden der bis dahin Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar begann das Bauhaus 1919 seine Lehre. Bildrechte: imago images/imagebroker

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Bauhaus – Schule des neuen Denkens
Feature, 54 Minuten, 2019
Produktion: MDR

Forschung: Eine Sächsin in Australien

Es ist erst 1863, als Amalie Dietrich ihre Tochter und ihren Mann im sächsischen Siebenlehn zurücklässt und beginnt, am anderen Ende der Welt in Australien Präparate von Pflanzen und Tieren zusammenzutragen – aber auch menschliche Gebeine nach Deutschland zurückschickt.

In der Folge über die Naturforscherin im MDR KULTUR-Podcast "Weltgeschichte vor der Haustür" beleuchtet Hartmut Schade ihre Leistungen – ihre Australiensammlung gilt immerhin als die umfangreichste einer Einzelperson. Gleichzeitig widmet er sich ihrem schwierigen Erbe als Beschafferin kolonialistischer Raubgüter, indem sie indigenen, australischen Stämmen menschliche Überreste entwendete.

In den seitdem vergangenen Jahrzehnten galt sie mal als Rabenmutter, mal als Pionierin, mal als Kolonialistin. Ihr Leben und ihre Errungenschaften, aber auch wie sich unser Bild von Amalie Dietrichs im Wandel der Zeit verändert, bildet das facettenreiche Feature eindringlich ab.

Ein alte schwarz-weiß-Aufnahme von einer Frau mit zurückgebundenen Haaren, die sehr direkt in die Kamera blickt
Je nach Stimmung in der Gesellschaft galt Amalie Dietrich mal als Vorbild, mal als umstritten. Bildrechte: Amalie Dietrich Gedenkstätte Siebenlehn/Matthias Lütkemeier

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Amalie Dietrich aus Sachsen - Rabenmutter und Naturforscherin im Outback
Feature, 35 Minuten, 2023
Produktion: MDR KULTUR

Unmittelbar: Der Anschlag von Halle

Alle Menschen aus Halle haben wohl ihre eigenen Erinnerungen an den Tag des antisemitischen, rassistischen und frauenfeindlichen Attentats am 7. Oktober 2019, an dem zwei Menschen starben und viele weitere verletzt wurden.

Ich erinnere mich daran, wie wir in der Redaktion die Katwarn-Meldung lasen – "schalten Sie den Rundfunk ein" – aber das waren doch wir und wir hatten auch keine Ahnung, was da in unserer Stadt gerade passierte. Die Stunden der Ungewissheit bis ich mein damals einjähriges Kind am Abend endlich aus der Kita abholen konnte, kamen mir unendlich lang vor. Und selbst zu diesem Zeitpunkt herrschte immer noch keine Klarheit über die Gefahrenlage. Noch dazu kam genau an diesem Tag meine Nichte zur Welt. Jedes Jahr, wenn wir ihren Geburtstag feiern, versammeln sich die widersprüchlichen Gefühle zwischen Freude und Gedenken in mir.

Der Podcast "Das Leben danach – Das Attentat von Halle" ist wie eine Aufarbeitung. Detailliert und hintergründig erzählen Marie Landes und Roland Jäger die Geschichte dieses unvergesslichen Tages bis zum Gerichtsurteil und darüber hinaus.

Eine dunkelblaue, fast schwarze Fläche, auf der in großen Buchstaben mittig "Das Leben danach" steht. Durch die Buchstaben davon scheint ein Foto, welches die Synagogentür von Halle zeigt. Darunter ist deutlich kleiner der Schriftzug "Das Attentat von Halle" zu erkennen.
Der antisemitische Anschlag von Halle hat das ganze Land erschüttert und bewegt. Bildrechte: MDR / Max Schörm

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Das Leben danach – Das Attentat von Halle
Ein Podcast mit acht Folgen
Produktion: MDR SACHSEN-ANHALT

Hanna Romanowsky
Bildrechte: MDR/Hagen Wolf

Über mich Mein Name ist Hanna Romanowsky und ich lebe und arbeite als freie Journalistin in Halle. In der ARD Audiothek begeistern mich alle Podcasts, die ab der ersten Minute packen und in eine fesselnde Geschichte mitnehmen, die ich garantiert den Menschen um mich herum weitererzähle.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 15. Februar 2024 | 18:00 Uhr

Mehr MDR KULTUR