Kind vor Lootbox, daneben der Schriftzug Streamingtipps
Handy, Computer oder Konsole: Viele Kinder lieben Games – und stellen Eltern vor Herausforderungen. In der ARD Mediathek gibt es Dokus, die dabei helfen können. Bildrechte: WDR/Blue-Silver GmbH/MDR

Streaming-Highlights Fünf Dokus über Social Media und Gaming, die Eltern kennen sollten

01. März 2024, 04:00 Uhr

Die ARD Mediathek bietet eine riesige Auswahl an Spielfilmen, Dokumentationen und Serien. Damit Sie den Überblick behalten, stellen wir Ihnen alle zwei Wochen Highlights zum Streamen vor. Dieses Mal empfehlen wir sehenswerte Dokus rund um das Thema Social Media und Games für Kinder. In "Virtuelle Verführer" geht es um das Suchtpotential von Computerspielen, in "Anni the Duck" über eine Cosplayerin, die von den Kehrseiten ihres Social-Media-Ruhms erzählt und "Cybergrooming: Pädokriminelle im Kinderchat" berichtet über handfeste Gefahren im Netz.

Mit einem Klick direkt zu den besten Filmen in der Mediathek – unsere Tipps können Sie auch regelmäßig in Ihr Postfach bekommen: Hier anmelden und diesen Artikel kostenfrei als Newsletter erhalten.

"Cybergrooming" – Doku über Missbrauch im Netz

94 Prozent der Jugendlichen in Deutschland besitzen ein Smartphone. Sie verbringen viel Zeit mit Online-Spielen und können in vermeintlich harmlosen Apps zu Opfern sexueller Gewalt werden, wie diese Doku des Y-Kollektiv eindrücklich zeigt. Reporterin Carolin von der Groeben gibt sich online als zwölfjährige Leni aus und wird innerhalb kürzester Zeit von Männern angeschrieben und mit sexuellen Fantasien konfrontiert.

Eine Frau hält einen Smartphonebildschirm in die Kamera, auf dem ein junges Mädchen abgebildet ist.
Für die Doku "Cybergrooming" hat sich Reporterin Carolin von der Groeben mit Hilfe von KI auf Fotos jünger gemacht. Bildrechte: Y-Kollektiv

"Cybergrooming" nennt man die digitale Kontaktsuche von Erwachsenen zu Kindern, dabei geht es oft um Sex. Erst wird das Vertrauen erschlichen, dann werden pornographische Inhalte geteilt oder erstellt, bis hin zum sexuellen Missbrauch. Die Reporterin begleitet auch den Einsatz einer Spezialeinheit der Polizei in Görlitz, die sich mit diesen Straftaten befasst – das alles ist nicht einfach anzuschauen, macht aber hellwach für die Gefahren. Besonders hängen bleibt Niko, der im Film erzählt, wie er im Alter zwischen elf und dreizehn Jahren von einem Mann "gegroomt", unter Druck gesetzt und missbraucht wurde. Zwei Jahre lang erzählte er niemandem davon – aus Angst, er dürfe dann nicht mehr online spielen.  

Mehr Informationen (zum Ausklappen)

"Cybergrooming: Pädokriminelle im Kinderchat"
Y-Reportage/MDR, 2024
Buch/Regie: Carolin von der Groeben/Alexander Tieg

Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 11. Februar 2025

"Anni the Duck" – Jung sein in Social Media

In der Reihe "Money Maker" porträtiert die ARD junge Menschen, die es in kurzer Zeit zu viel Geld gebracht haben. Dazu gehört auch die Erfolgsgeschichte von "Anni the Duck" alias Anissa Baddour. Die 27-Jährige wurde als jugendliche Cosplayerin und Gamerin bekannt und hat auf vielen Plattformen hunderttausende Fans. Für ihr Business beschäftigt sie inzwischen Kameraleute, Make-Up-Artists und Assistentinnen.

Junge Frau vor Videospiel-Hintergrund
Als "Anni the Duck" wurde Anissa in Social Media zum Star Bildrechte: SR/Stefan Kudzinski/ Montage: Angelika Haus/hr

Sie erzählt die Geschichte ihres Aufstiegs ganz persönlich, beschreibt sich als Außenseiterin, die zum Star wurde – wobei es ein netter Kniff der Doku ist, dass auch ihre Mutter zu Wort kommt. Anissa selbst ist beeindruckend reflektiert über ihr Tun: "Am Ende des Tages verkleide ich mich wie Videospielfiguren und nenn' es meinen Job." Und sie zeigt sich verletzlich, denn die ständige Bewertung von anderen und der Druck, dem Social-Media-Schönheitsideal zu entsprechen, haben bei dieser jungen Frau Spuren hinterlassen.

Mehr Informationen (zum Ausklappen)

"Anni the Duck – Von der Außenseiterin zum Social Media-Star" 
Money Maker/SR, 2024
Buch und Regie: Tobias Seeger

In der ARD Mediathek: bis 6. Februar 2026

"Glücksspiel für Kinder?" – FIFA zockt Kids ab

Eines der beliebtesten Computerspiele ist FIFA, das Fußballsimulationsspiel von Electronic Arts (EA). In dieser Doku treffen wir auf Paul, der seit seinem zwölften Lebensjahr begeistert FIFA zockt. Er nimmt online an Wettkämpfen gegen andere Spieler teil, wobei der Schlüssel zum Erfolg stets in der Qualität der Spieler liegt. Um an erstklassige Fußballer wie Mbappé, Messi oder Ronaldo zu gelangen, setzt Paul darauf, sogenannte Lootboxen zu öffnen. So nennt man digitale Schatzkisten, die virtuelle Gegenstände enthalten – in diesem Fall Fußballspieler. Was drin ist, entscheidet aber der Zufall.

Kind vor Lootbox
Sogenannte Lootboxen versprechen Kindern in Computerspielen die ersehnten Items, um im Spiel besser zu sein. Bildrechte: WDR/Blue-Silver GmbH

Das sei Glücksspiel für Kinder, sagen Kritiker, und auch Paul bewertet das heute so – er gab rund 1.000 Euro Taschengeld für FIFA-Packs aus. Die Doku beleuchtet die rechtliche Seite der Lootboxen in Games und zeigt auf erschreckende Weise, wie hier der Jugendschutz umgangen wird. Denn auf die Altersgrenze der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) können sich Eltern nicht immer verlassen: FIFA ist ab null Jahren freigegeben.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Glücksspiel für Kinder? – Wie FIFA & Co. an Kids verdienen"
ARD Story/WDR, 2023
Buch und Regie: Marvin Mohr

In der ARD Mediathek: bis 15. Januar 2026

"Digitale Verführer" – Computerspielen außer Kontrolle

Games können süchtig machen. Die Doku "Digitale Verführer" lässt junge Menschen zu Wort kommen, die als Jugendliche in die Sucht gerutscht sind und bis zu 16 Stunden am Tag vor dem Computer oder am Smartphone verbracht haben. Und es sind viele: Eine Studie aus dem Jahr 2000 kam zu dem Schluss, dass fast 700.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland einen riskanten oder krankhaften Spiele-Konsum haben. Im Film erklärt der Leiter einer Suchtklinik zudem, dass die Patient*innen immer jünger werden.

Junge spielt am Computer.
Wenn Computerspielen zur Sucht wird: Die Doku "Digitale Verführer" klärt über die Risiken des Games-Konsums auf. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

In der Doku werden Risikofaktoren für ein Suchtverhalten erklärt und Eltern erfahren, welche Kriterien anzeigen, ob bei ihrem Kind eine Sucht vorliegt. Spannend ist vor allem, dass die Filmemacher den gezielten Mechanismen auf den Grund gehen, die Kinder und Jugendliche im Spiel halten bzw. sie durch In-App-Käufe zu zahlenden Kunden machen sollen. Denn am Ende geht es für die Games-Branche um ein Milliarden-Geschäft.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Digitale Verführer – Wie süchtig machen Computerspiele?"
ZDF Zoom, 2021
Regie und Buch: Susanna Zdrzalek

In der ARD Mediathek: bis 6. Juli 2024

"so geht MEDIEN" – Selbstermächtigung für Kinder

Um Kinder vor den Gefahren zu schützen, die in Online-Games und auf Social-Media-Plattformen lauern, hilft nur eins: Medienkompetenz. Denn nur wenn Kinder wissen, was im Zweifelsfall passieren kann und die Wirkweisen von digitalen Angeboten kennen, können sie sich sicher und souverän im Netz bewegen.

Kinder lernen auf Tablets.
Medienkompetenz-Angebote machen Kinder und Jugendliche fit fürs Netz Bildrechte: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

In der Mediathek gibt es zahlreiche Angebote, etwa die Videos der Initiative "so geht MEDIEN". Hier erfahren Kinder beispielsweise, wie Musikvideos Männer- und Frauen-Bilder prägen und mit welchen Mitteln das genau erreicht wird. Für jüngere Kinder eignet sich das Angebot von "Team Timster", das schon Grundschülern durch die Welt der Apps, Games und Serien hilft. Schauen Sie doch mal zusammen mit Ihren Kindern rein!

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"so geht MEDIEN"
Initiative von ARD, ZDF und Deutschlandradio
Geeignet für Preteens und Teenager

"Team Timster"
Medienmagazin von KiKA
Geeignet für Grundschüler

Portrait von Mandy Schalast-Peitz
Mandy Schalast-Peitz Bildrechte: MDR/Hagen Wolf

Über mich: Ich bin Mandy Schalast-Peitz, lebe in Leipzig und schreibe seit sechs Jahren für MDR KULTUR. Ich durchforste für Sie die ARD Mediathek nach gut gemachter Unterhaltung, clever erzählten Geschichten, Komödien und Familieninhalten.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 11. Februar 2023 | 16:00 Uhr

Mehr MDR KULTUR