Der Schauspieler Fabian Hinrichs lehnt schräg an der Wand, daneben der Schriftzug Streaming-Tipps.
In dieser Ausgabe der Mediathekstipps dreht sich alles um den vielseitigen Schauspieler Fabian Hinrichs. Bildrechte: picture alliance/dpa / Soeren Stache / MDR

Streaming-Highlights Tipps für die Mediathek: Fünf Filme mit Schauspieler Fabian Hinrichs

10. Mai 2024, 04:00 Uhr

Die ARD Mediathek bietet eine riesige Auswahl an Spielfilmen, Dokumentationen und Serien. Damit Sie den Überblick behalten, stellen wir Ihnen alle zwei Wochen Highlights zum Streamen vor. Dieses Mal empfehlen wir fünf Formate mit dem Schauspieler Fabian Hinrichs. Viele kennen ihn sicherlich als Kommissar Felix Voss im "Tatort" aus Franken. Doch der gebürtige Hamburger ist auch als Theaterschauspieler, etwa an der Berliner Volksbühne, erfolgreich und hat Rollen in zahlreichen Filmen übernommen. Hinrichs wirkt zunächst unscheinbar, doch jeder Auftritt ist eine Überraschung – in diesen fünf Formaten lernen Sie einen tollen deutschen Schauspieler kennen.

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Die Figuren, die der Schauspieler Fabian Hinrichs spielt, sind auf den ersten Blick unauffällig, laufen unter dem Radar, wirken oft verloren, aber innen drin ist viel los, Sehnsüchtiges und Abgründiges. Sein Leinwanddebüt hatte er 2003 mit "Schussangst". Danach sah man ihn als Hans Scholl in "Sophie Scholl – die letzten Tage", als Kommissar Felix Voss im Franken-Tatort und in vielen anderen Rollen. Jeder Auftritt eine Überraschung. Davon kann man sich derzeit auch in der ARD Mediathek überzeugen:

"Kill your Darlings!" – ein zärtlicher Theaterabend

Mit Fabian Hinrichs verbindet sich ein weiterer Name: René Pollesch. Der Tod des Volksbühnenintendanten am 26. Februar 2024 ließ die Theaterwelt für einen Moment stillstehen. Für Hinrichs war Pollesch der "neben Heiner Müller größte Dramatiker der Nachkiegszeit". Ihre gemeinsam entwickelten Monolog-Stücke hatten Kult-Status. "Kill your Darlings" ist ein tolles Beispiel dafür.

Hinrichs, in Glitzer-Leggins, dreht rastlos seine Runden auf der fast leeren Bühne, nebst einem stummen Chor aus Turnern. Was für Chancen haben individuelle Beziehungen im heutigen Kapitalismus? So ungefähr das Thema. Aber wie er das erkundet, in extra lang gedehnten Sätzen, und wie er das Publikum berührt und erheitert, das macht diesen Theaterabend für mich aus.

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"Kill your Darlings! Streets of Berladelphia"
Regie: René Pollesch
Mitschnitt vom Theatertreffen 2012, Volksbühne Berlin
Fernsehregie: Hannes Rossacher
Länge: 115 Min
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis zum 27. Mai 2024

Gespräch mit dem Schauspieler: Wer ist Fabian Hinrichs?

Diese Frage beantwortet er am besten und klügsten selbst. Stuttgart 2020: ein müder Hinrichs sitzt im Studio und entwickelt langsam seine Gedanken. Auch als Interviewpartner schätze ich ihn sehr, weil er reflektiert ist und keine Schubladen bedient. Rücksichtsvoll und höflich lässt er die Moderatorin zuweilen mit ihren Fragen auflaufen.

Trotzdem erfahren wir einiges über seinen Werdegang, die Zusammenarbeit mit René Pollesch, den damals gerade anstehenden Dreh zur Serie "ZERV", die Arbeit unter Corona-Bedingungen und über sein persönliches Kunstverständnis. Das gefällt mir besonders: Da spricht sich einer gegen Theater und Film als moralische Anstalten aus und hält ein klares Plädoyer für das Absichtslose. "L'art pour l'art ist politisch."

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Der Schauspieler Fabian Hinrichs bei "SWR1 Leute"
Jahr: 2020
Länge: 35 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis zum 10. Juli 2025

"Schwerkraft": Film über einen Bankangestellen außer Kontrolle

Hier erleben wir Fabian Hinrichs in einem erstaunlich mutigen "Kleinen Fernsehspiel" von 2009. Und es ist so etwas wie eine Paraderolle. Hinrichs spielt einen unscheinbaren Bankangestellten, der funktioniert, statt zu leben, bis sich vor seinen Augen ein Kreditkunde erschießt. Danach begehrt der Wolf in ihm auf und er gerät immer tiefer hinein in den Sog seiner dunklen Energien.

Ist er ein harmloser Trottel oder ein gefährlicher Psychopath? Hinrichs findet genau die Schnittstelle. Toll sind aber auch Jürgen Vogel als wortkarger Einbrecher-Kollege, Nora von Waldstätten als kühles "Love-Interest" und Thorsten Merten als Bankchef. Subversiv, beklemmend und komisch zugleich, mit einem Hauch von Kaurismäki-Regie.

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"Schwerkraft“
Spielfilm von 2009
Regie: Maximilian Erlenwein
Länge: 97 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis zum 4. Januar 2025

Serie "ZERV – Zeit der Abrechnung": Hinrichs als "Besser-Wessi"

ZERV – die Abkürzung steht für Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität, und diese Behörde gab es nach der Wiedervereinigung wirklich. Die gleichnamige Miniserie arbeitete 2022 ein spannendes Stück deutsch-deutscher Kriminalgeschichte auf. Nadja Uhl ist die Ost-Kommissarin und muss mit dem West-Kollegen Fabian Hinrichs zusammenarbeiten, ohne gemeinsames Verständnis von der Aufgabe.

Wunderbar, wie es Hinrichs gelingt, das Klischee vom Besser-Wessi zu verkörpern und es zugleich zu unterwandern. Meine Lieblingszene ist in der Folge fünf, wo sie in der Karaoke-Bar zusammen angetrunken "Über Sieben Brücken muss du gehen" singen – und dann doch kein Paar werden. Wer die Serie verpasst hat, kann sie hier nochmal sehen.

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"ZERV – Zeit der Abrechnung"
Mini-Serie von 2022
Sechs Folgen à 47 bis 50 Minuten
Regie: Dustin Loose
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis zum 24. Oktober 2024

Medien-Satire "Atomkrieg – der Talk": Hinrichs spielt Lanz

Auch in der Satire ist Fabian Hinrichs zu Hause. Putin hat eine Atombombe geworfen – auf die Stadt Herne. Doch Talkmaster Magnus Richter freut sich trotzdem auf seine Gäste. Hinrichs legt Anzug und Krawatte an und mimt den gewieften Medienprofi, der unschwer als Markus Lanz erkennbar ist. Während sein schwarzgekleideter Philosophen-Freund die "Krise als Chance" erörtert und die ehemalige Chefredakteurin der Zeitschrift "Vulva" den jungen Frauen die Schuld zuweist, ist eine junge Klimaaktivistin die Einzige, die sich nicht selbst beweihräuchert, aber dafür auch nicht zu Wort kommt. Business as usual. Diese gnadenlose Medien-Satire überschreitet zuweilen die Grenze zum Geschmacklosen, bleibt aber konsequent. Ich musste auch an den Film "Don't Look Up" denken.

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"Atomkrieg – der Talk"
Satiresendung von ZDF neo, 2023
Länge: 29 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis zum 3. Juni 2025

Über mich Ich bin Lars Meyer und für MDR KULTUR schon eine ganze Weile als Filmkritiker unterwegs. Genauso wie das Kino liebe ich Bücher und lange Radio-Formate. Als Feature-Autor lasse ich mich gerne von Zufallsfunden leiten und tauche in die Kulturgeschichte ab. In der ARD Audiothek stoße ich immer wieder auf spannende Funde.

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. März 2024 | 07:50 Uhr

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