Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Ukraine meldet landesweite russische Raketen-Angriffe

09. März 2023, 19:06 Uhr

Die russische Armee hat in der Nacht zum Donnerstag nach ukrainischen Angaben mehrere Regionen im Osten, Süden und Westen des Landes mit Raketen angegriffen. Auch in der Hauptstadt Kiew soll es Explosionen gegeben haben. Die "Zeitenwende" durch den Ukraine-Krieg hält junge Menschen nicht davon ab, zur Bundeswehr zu gehen. Mehr zu aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg und den Folgen im Newsblog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum überprüft werden können.

19:05 Uhr | Linken-Abgeordneter Ernst für Reparatur der Nord-Stream-Pipeline

Der Vorsitzende des Energie-Ausschusses im Bundestag, Klaus Ernst, hält eine Reparatur der Nord-Stream-Pipeline für die Zeit nach dem Ukraine-Krieg für sinnvoll. Bei MDR AKTUELL unterstützte der Linken-Politiker den Vorschlag das sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer.

Ernst meinte, nicht nur Deutschland brauche diese Leitung. Die Bundesrepublik habe sich zwar für viel Geld Flüssiggas aus Ländern in aller Welt besorgt. Das führe aber dazu, dass andere Staaten wie Pakistan, die auf LNG angewiesen seien, weniger bekämen. Wenn Nord Stream nicht benutzt werde, benachteilige das vor allem die dritten Welt. Allerdings sieht Ernst in der derzeitigen politischen Situation keine Chancen für einen Erhalt der Ostsee-Pipeline. Momentan werde jeder, der sich dafür ausspreche, geteert und gefedert. Das werde auch Kretschmer so gehen.

17:10 Uhr | Ukrainischer Befehlshaber rechtfertigt Verteidigung von Bachmut

Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, hat die Verteidigung der schwer umkämpften Stadt Bachmut mit strategischen Gründen gerechtfertigt. Der Generaloberst sagte, jeder Tag der Verteidigung der Stadt gebe der Armee Zeit für die Schaffung von Reserven und die Vorbereitung künftiger Offensiven. Im Kampf um Bachmut im Gebiet Donezk verliere die russische Söldnertruppe Wagner ihre kampffähigsten Einheiten.

Zerstörte Häuser in Bachmut
Bachmut ist fast vollständig zerstört. Bildrechte: IMAGO / SNA

Ein ukrainischer Soldat hat im Internetsender Hromadske beklagt, dass auch die ukrainischen Verluste immens seien. Einberufene hätten nach drei Tagen Schnellausbildung in Bachmut kaum eine Chance aufs Überleben.

Nach den monatelangen Kämpfen ist Bachmut fast vollständig zerstört. Der Stadt droht die Einschließung durch russische Truppen. Von den ehemals gut 70.000 Einwohnern sollen dort nur noch etwa 5.000 Zivilisten ausharren.

Update 16:15 Uhr | AKW Saporischschja wieder am Stromnetz

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Stunden des Notbetriebs wieder am externen Stromnetz. Das teilte der Betreiber mit. Das AKW war nach russischen Angriffen am Morgen von der Stromversorgung abgeschnitten gewesen. Es lief deshalb vorübergehend mit Diesel-Generatoren.

Das Atomkraftwerk Saporischschja
Das AKW Saporischschja ist das größte in Europa. Bildrechte: IMAGO/NurPhoto

In der Nacht zum Donnerstag hatte es die schwersten russischen Raketenangriffe auf Ziele in der Ukraine seit Wochen gegeben. In zahlreichen Regionen fiel die Stromversorgung aus, die Versorgung von Millionen von Menschen mit Wasser, Wärme und Strom war gestört. Landesweit wurden mindestens zehn Menschen getötet.

Russland hatte das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine kurz nach Beginn des Krieges im Februar besetzt. Seit Monaten beschuldigen sich Moskau und Kiew gegenseitig, für Angriffe um und auf das größte AKW verantwortlich zu sein. Es liegt in der von Russland für annektiert erklärten Region Saporischschja nicht weit von der Front entfernt.

13:48 Uhr | Slowakei will Kampfflugzeuge in die Ukraine schicken

Die Slowakei will der Ukraine zusammen mit Polen Kampfflugzeuge des sowjetischen Typs MiG-29 zur Verfügung stellen. Das teilte Verteidigungsminister Jaroslav Nad auf Facebook mit. Das habe er mit seinem polnischen Amtskollegen Mariusz Blaszczak gestern in Stockholm vereinbart. Einen konkreten Zeitplan nannte Nad nicht. Er mahnte aber zur Eile bei der Übergabe. Man könne den Menschen in der Ukraine helfen. Daher bleibt kein Raum mehr zum Politisieren. Die Slowakei hatte im vergangenen Herbst ihre letzten MiG-29 außer Betrieb gestellt.

13:14 Uhr | Polen liefert weitere Leopard-Panzer an Ukraine

Polen hat nach eigenen Angaben wie angekündigt inzwischen zehn weitere Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine geliefert. Die in Deutschland hergestellten Panzer vom Typ Leopard 2A4 seien Warschaus Beitrag zu einem Kampfpanzer-Bataillon, die dazu gehörigen Panzer von Polens Verbündeten würden "sehr bald" ausgeliefert, sagte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Donnerstag vor Journalisten. Demnach soll das Bataillon mit Panzern aus Kanada, Norwegen und Spanien vervollständigt werden. Polen werde zudem ein Wartungszentrum für die Kampfpanzer aufbauen.

Warschau hatte am Dienstag angekündigt, dass die Panzer bis zum Ende der Woche geliefert würden. Insgesamt hatte Warschau die Lieferung von 14 Leopard-2-Panzern an Kiew angekündigt. Die ersten vier davon waren am 24. Februar, dem Jahrestag des Beginns der russischen Invasion, ausgeliefert worden.

11:56 Uhr | Wie Ukrainer zu einer Rekrutierung stehen

Das ukrainische Militär braucht viele Soldaten für den Krieg. Viele melden sich freiwillig. Es gibt aber auch Männer, die eine Rekrutierung umgehen wollen. Wie machen sie das? Dazu Ukraine-Korrespondent Marc Dugge im Interview:

11:20 Uhr | Schweden löst Russland als wichtigsten deutschen Seehandelspartner ab

Der Handel über deutsche Seehäfen hat sich im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine merklich verschoben. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte, hat Schweden Russland als wichtigsten Seehandelspartner abgelöst. Russland stürzte im Ranking auf Platz sieben ab. Stark an Bedeutung gewonnen haben die USA, die mittlerweile der wichtigste Lieferant fossiler Energieträger auf dem Seeweg sind.

Im Seehandel mit Schweden wurden der Behörde zufolge 24,4 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Darauf folgen Norwegen mit 22,7 Millionen Tonnen, die USA mit 22,0 Millionen Tonnen und China mit 20,9 Millionen Tonnen. Mit Russland wurden noch 13,4 Millionen Tonnen ausgetauscht, 93,4 Prozent davon entfielen auf Importe. Auch bei allen anderen großen Handelspartnern übersteigen die Importe die Exporte.

11:00 Uhr | Russische Menschenrechtlerin kritisiert Friedensbewegung

Die russische Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa kritisiert die Friedensbewegung von Publizistin Alice Schwarzer und Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Scherbakowa sagte im Podcast "Das große Ganze", sie bahnten dem russischen Präsidenten Wladimir Putin damit den Weg. Dass sich Ostdeutsche eher Verhandlungen mit Russland wünschten als Westdeutsche hat aus Sicht von Scherbakowa unter anderem mit der DDR-Vergangenheit zu tun. Die Angst vor der Sowjetunion, die noch aus der Besatzungszeit stamme, setze sich jetzt in der Einstellung zum Krieg in der Ukraine fort. Scherbakowa ist Mitglied der in Russland verbotenen Organisation Memorial, die im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis erhalten hatte.

10:30 Uhr | Selenskyi spricht von "schwerer Nacht"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den schweren russischen Raketen-Angriff auf sein Land verurteilt und den Angehörigen der Opfer sein Beileid ausgesprochen. "Es war eine schwere Nacht", schrieb Selenskyj am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal. Seinen Angaben zufolge feuerte Russland insgesamt 81 Raketen ab. Landesweit habe es Einschläge und "leider auch Verletzte und Tote" gegeben. Die Russen seien zu "ihrer kläglichen Taktik", die Zivilbevölkerung zu "terrorisieren" zurückgekehrt, schrieb Selenskyj weiter. Das werde ihnen aber nicht helfen, den Krieg zu gewinnen. Der russische Raketen-Angriff auf die Ukraine war einer der schwersten in den letzten Wochen.

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07:15 Uhr | Betreiber: Atomkraftwerk Saporischschja vom Stromnetz abgeschnitten

Infolge eines großflächigen russischen Raketenangriffs ist das Atomkraftwerk Saporischschja nach Angaben des ukrainischen Betreibers von der regulären Stromversorgung abgeschnitten. Die von russischen Truppen besetzte Anlage in der südlichen Stadt Enerhodar werde derzeit über Dieselgeneratoren notversorgt, teilte der Betreiber Energoatom am Donnerstagmorgen auf Telegram mit. Der Kraftstoff reiche für zehn Tage. Es handele sich bereits um das sechste Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als einem Jahr, dass das AKW in den Notbetrieb gehen müsse. Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko sprach auf Facebook von einem "barbarischen, massiven Angriff" der Russen.

06:55 Uhr | Mehrere ukrainische Regionen nach russischen Raketenangriffen ohne Strom

Russische Angriffe haben ukrainischen Angaben zufolge in mehreren Gebieten des Landes zu Stromausfällen geführt. Betroffen sind unter anderem die Schwarzmeerhafenstadt Odessa und die zweitgrößte Stadt der Ukraine, Charkiw. Ein heftiger Raketenangriff habe eine Energieanlage in der Hafenstadt getroffen, teilte der Gouverneur der Region Odessa auf Telegram mit. Auch Wohngebiete seien getroffen worden, es habe aber keine Verletzten gegeben. Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleg Sinegubow, erklärte, die Stadt und die Region seien von 15 Angriffen getroffen worden, die auch die Infrastruktur beschädigt hätten. In sozialen Medien gab es zahlreiche Augenzeugenberichte zu heftigen Explosionen, darunter in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

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04:30 Uhr | Bundeswehr hat rund 18.800 neue Soldaten eingestellt

Bei der Bundeswehr haben vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs im Jahr 2022 mehr neue Soldaten den Dienst angetreten als im Jahr zuvor. Die Zahl der Rekruten stieg im Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine um rund zwölf Prozent auf 18.775. Das teilte das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Das Vor-Corona-Niveau wurde damit aber nicht erreicht: Im Jahr 2019 hatten 20.170 Männer und Frauen den Dienst bei der Bundeswehr aufgenommen.

00:00 Uhr | Newsblog am Donnerstag, 9. März 2023

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. März 2023 | 06:00 Uhr

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